Der Verbund und der größte deutsche Nuklearriese E.ON wollen ihre Wasserkraft zusammenlegen. Das neue Unternehmen wäre Nummer zwei in Europa, mehr Wasserkraft hat nur der französische Atomkonzern Electricité de France (EdF). Einziger Schönheitsfehler: Die von Politikern und Managern gebetsmühlenartig beschworene große heimische Wasserkraftlösung ist dann endgültig tot, auch wenn der Verbund die Mehrheit des neuen Hydro-Multis halten sollte. Mit der Unterschrift unter die Transaktion würde der Verbund in Österreich wohl alle Kooperationstüren für immer zuknallen. Noch zur Wochenmitte schien eine große heimische Lösung sehr nahe: Dem Verbund wurde bei der Privatisierung der Energie AG Oberösterreich die Option eingeräumt, der Erzeugungspartner der Vertriebsallianz der Landesversorger zu werden. Wenn E.ON mit dabei ist, wird sich das Land ob der Enns hüten, den Verbund hereinzulassen. Schließlich hat Oberösterreich Atomstromerzeuger beim Teilverkauf dezidiert ausgeschlossen. Das Argument, dass nur die Wasserkraft Teil des Bayern-Deals ist, würde dann auch nicht mehr helfen. Die Gegner eines weiß-blauen Einstiegs haben sich schon formiert. Ihr Hauptargument ist auch nicht von der Hand zu weisen: E.ON würde zumindest teilweise Kontrolle über die Wasserkraftwerke des Verbunds bekommen. Wahr ist auch, dass mit dem Einstieg der Bayern die Mehrheit der heimischen E-Wirtschaft unter Kuratel ausländischer Energiekonzerne steht. In Kärnten die RWE, die EdF in der Steiermark. Tirol und Vorarlberg hängen schon seit Dekaden am deutschen Netz. Weil es Widerstände gegen die rot-weiß-rote Kernfusion gibt, setzt der Wirtschaftsminister offenbar lieber auf die leichter umsetzbare blau-weiße Kernspaltung. (DER STANDARD, Printausgabe 7.7.2001)