Wien - "Ich weiß schon, das ist nicht unbedingt ein gutes Bild, wenn es einen Richter gibt, der einmal als zurechnungsunfähig bezeichnet worden ist", gestand Günter Woratsch, der Präsident des Straflandesgerichts Wien, am Freitag ein. Er bezog sich damit auf einen nach einer Suspendierung wieder als Untersuchungsrichter eingesetzten 50-jährigen Beamten, der vor einiger Zeit gedroht hatte, im Justizpalast Bomben zu legen und "alles anzuzünden". Vor Gericht war der Jurist freigesprochen worden, weil ihm "paranoide Züge" und "vorübergehende Zurechnungsunfähigkeit" attestiert worden waren. Heute gebe es keine wahrnehmbaren Schwierigkeiten mehr, sagt man. Der Richter arbeitete bis 1997 im Justizpalast. Dort soll er auch in einer Schützenuniform aufgetreten sein, von seinem Jagdmesser habe er sich nie getrennt. Er gilt als Waffennarr, Ministerialbeamten habe er "die Eier wegzuschießen" gedroht. Vor dem 70. Jahrestag des Justizpalast-Brandes habe er seinen Kanzleibediensteten geraten: "Mädels, nehmt's euch frei", es wäre sinnvoll, "aus der Schusslinie zu gehen". (APA/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8. Juli 2001)