Vor 40 Jahren entwickelte der Neurobiologe Paul Bachy-Rita die Idee, Blinden mittels der Zunge das Sehen wieder zu ermöglichen. Mit Unterstützung des
National Eye Institute
ist jetzt Forschern der
Universität von Wisconsin
laut
Golem
mit dem so genannten Tactile Vision Substitution System (TVSS) die Umsetzung gelungen. "Bald lassen sich mit TVSS auch Schilder lesen und Gesichter unterscheiden", ist Kurt Kaczmarek überzeugt.
"Sehen" nach 50 Stunden Übung
Die an der Brillenfassung fixierte kleine Videokamera funkt ihre Bilder zu einer Platine, die auf der Zunge fixiert ist. 144 Elektroden rastern in der Folge die Videoaufnahmen in Bildpunkte auf, die der Blinde in Form eines Prickelns wahrnimmt. Die einzelnen elektrischen Impulse sind je nach Eigenschaft der Bildpunkte, hell oder dunkel, unterschiedlich stark und lang. Ein etwas 50-stündiges Training vermittelt dem Benutzer die Fähigkeit, diese Signale im Kopf schnell und präzise in Bilder umzusetzen. Sogar die Geschwindigkeit von Objekten und die Raumtiefe werden wieder erkennbar. Sich in der Nähe bewegende Gegenstände verursachen ein kurzes und starkes Prickeln, weiter entfernte ein länger anhaltendes und schwächeres.
Weitere Grundlagenforschung notwendig
Das Unternehmen
Wicab Inc.
, für die Vermarktung des Zungen-Displays wurde von Kaczmareks Kollegen Mitchell Tyler gegründet. Kaczmarek weist jedoch darauf hin, dass derzeit noch weitere Grundlagenforschung zur Übertragung von Berührungs-Informationen auf elektrischem Wege auf Zunge und andere Körperteile notwendig sei.
(pte)