Sarajewo/Belgrad - Gerichtsmediziner haben aus mehreren Massengräbern im Osten Bosniens die Leichen von Menschen geborgen, bei denen es sich vermutlich um Opfer des Massakers von Srebrenica handelt. Das teilte am Sonntag die bosniakische moslemische Vermisstenkommission mit. Es sei schwierig, die Zahl der geborgenen Leichen zu ermitteln. Die sterblichen Überreste der Opfer hätten über hundert Säcke gefüllt. Näheren Aufschluss über Zahl und Identität der Leichen erhoffe man sich von Genanalysen. Bosnisch-serbische Einheiten unter Militärchef Ratko Mladic hatten 1995 die UNO-Soldaten bei Srebrenica überrannt, obwohl die Vereinten Nationen der moslemischen Bevölkerung dort Schutz zugesagt hatten. Bis zu 8000 moslemische Männer sollen dem Massaker zum Opfer gefallen sein. Auch sechs Jahre nach dem Fall Srebrenicas ist das Schicksal tausender Vermisster ungeklärt. Aus Massengräbern bei Belgrad und im Osten Serbiens sind unterdessen die Leichen von rund 150 Menschen exhumiert worden. Es gebe Hinweise darauf, dass viele von ihnen Opfer von Kriegsverbrechen geworden seien, erklärte der serbische Innenminister Dusan Mihajlovic am Wochenende im unabhängigen Fernsehsender VIN. Bei den Toten soll es sich um Kosovo-Albaner handeln. Zum Teil seien auch Ausweise bei den Leichen gefunden worden. Mihajlovic hatte die Existenz von Massengräbern in Serbien vor mehreren Wochen erstmals erwähnt und damit den Weg für die Auslieferung des jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic an das Haager Kriegsverbrechertribunal bereitet. Mihajlovic hat Milosevic darüber hinaus beschuldigt, seinen Polizeioffizieren persönlich die Vertuschung aller Kriegsverbrechen im Kosovo befohlen zu haben. (APA/AP)