Belfast - Der 1795 gegründete "Oranier-Orden" ist die einflussreichste protestantische Bruderschaft in Nordirland. Er verfügt nach eigenen Angaben über 100.000 Mitglieder und betrachtet sich als Bollwerk gegen die von den Katholiken gewünschte Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland. Der Oranier-Orden als Gralshüter protestantischer Traditionen steht der stärksten protestantischen Partei nahe, der gemäßigten "Ulster Unionist Party" (UUP). Deren Vorsitzender David Trimble ist wegen der Weigerung der katholischen Untergrundorganisation "Irisch-Republikanische Armee" (IRA), ihre Waffen abzugeben, als Erste Minister Nordirlands zurückgetreten. Trimble ist selbst Mitglied des Oranier-Ordens und befindet sich deshalb in einer Zwickmühle. Ein riesiges Sicherheitsaufgebot soll beim Marsch des Oranier-Ordens in der Kleinstadt Portadown am Sonntag Ausschreitungen verhindern und die Protestanten von der Gavarghy Road fernhalten, die durch ein katholisches Viertel führt. Provokation Die Triumphmärsche werden von der katholischen Bevölkerung stets als Provokation empfunden. Mit den Umzügen gedenkt der Oranier-Orden des Sieges des protestantischen Königs Wilhelm III. von Oranien über seinen katholischen Schwiegervater, den 1688 vertriebenen König Jakob II. Stuart, am 12. Juli 1690 in der Schlacht am Fluss Boyne. Die ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen bei einem Oraniermarsch gab es bereits 1813 in Belfast. Wilhelm III. (1650-1702) wuchs in den Niederlanden auf, deren Erbstatthalter er 1674 wurde. Er trat an die Spitze der Gegner des französischen Königs Ludwig XIV. und heiratete 1677 die Stuart-Prinzessin Maria. Die pro-französische Politik seines Schwiegervaters veranlasste das britische Parlament zu einem Hilfegesuch an Wilhelm, der 1688 mit Truppen landete und nach Jakobs Flucht zum König von England, Schottland und Irland ausgerufen wurde. (APA)