Bilbao - Die nationalistische Regierung des spanischen Baskenlandes plant angeblich mehrere Volksbefragungen über das Recht auf Selbstbestimmung der autonomen Region. Damit solle vor allem im europäischen Ausland gezeigt werden, dass eine Mehrheit der 2,1 Millionen Basken für die Unabhängigkeit eintrete, berichtete die Zeitung "El Pais" am Sonntag. Zudem hofften die Nationalisten, somit die Separatistenorganisation ETA zu einer Abkehr vom Terror bewegen zu können. Wie diese Befragungen aussehen könnten, sei allerdings noch unklar. Auch setze die Initiative eine neue ETA-"Waffenruhe" und eine Normalisierung des politischen Dialogs mit allen Parteien voraus. Laut spanischer Verfassung kann nur der Zentralstaat zu einem Referendum aufrufen, den autonomen Regionen steht dieses Recht nicht zu. Jede Initiative in dieser Richtung wäre im Baskenland somit nicht bindend. Dennoch seien die Volksbefragungen zentraler Bestandteil des Regierungsprogramms für die kommenden vier Jahre. Bei den Wahlen vor knapp zwei Monaten waren die gemäßigten Nationalisten (Partido Nacional Vasco, PNV) als klare Sieger hervorgegangen. Neuerlich Bombenanschläge Mutmaßliche Anhänger der ETA verübten unterdessen am Wochenende drei Bombenanschläge, bei denen nach Polizeiangaben aber niemand verletzt wurde. In Bilbao gingen am Samstag und Sonntag vor den Wohnungen von Familienangehörigen zweier Politiker der regierenden konservativen Volkspartei (PP) Sprengsätze hoch. In der baskischen Hauptstadt Vitoria wurde eine Gaststätte von einer weiteren Bombe verwüstet. In der Nähe des zerstörten Lokals fanden die Ermittler Wandschmierereien mit Drohungen gegen die spanischen Sicherheitskräfte. Nach einer repräsentativen Umfrage der Universität des Baskenlandes lehnen immer mehr Menschen in der autonomen Region die Gewalt der ETA ab. So seien sogar fast die Hälfte (46 Prozent) der Wähler der ETA-nahen Allianz Euskal Herritarrok (EH) trotz des Festhaltens am Ziel der Unabhängigkeit inzwischen gegen den Terror. Nach Angaben des Soziologen Paco Llera deutet dies auf eine zunehmende Spaltung im Lager der Separatisten hin. Laut der Befragung hat der Terrorismus zudem erstmals die Arbeitslosigkeit als größte Sorge der Basken abgelöst. (APA/dpa)