Das drittgrößte US-Kabelfernsehunternehmen Comcast Corp. will die riesige Kabelfernsehsparte des Telekomriesen AT&T im Zuge eines Aktientauschs für 44,5 Mrd. Dollar (53,1 Mrd. Euro/730 Mrd. S) kaufen. Comcast würde damit auf einen Schlag zum dominierenden amerikanischen Kabelfernsehanbieter mit 22 Millionen Kunden. Nummer zwei ist der Medien- und Online-Konzern AOL Time Warner. Comcast würde damit zum weltgrößten Breitbandunternehmen. Comcast will außerdem 13,5 Mrd. Dollar an Schulden der AT&T-Breitband übernehmen. Der Gesamtwert der Transaktion liegt damit bei 58 Mrd. Dollar. Dies hat die Comcast mit Sitz in Philadelphia am Sonntag (Ortszeit) bekannt gegeben. Größte US-Kabelfernsehgesellschaft Die AT&T-Breitbandsparte ist mit rund 16 Millionen Kunden die größte US-Kabelfernsehgesellschaft. Comcast ist auch bereit, die AT&T-Beteiligungen an der Time Warner Entertainment und an der großen Kabelfernsehfirma Cablevision zu übernehmen, deren Wert auf zehn bis 20 Mrd. Dollar geschätzt wird. AT&T habe nicht die Absicht, sein Breitbandgeschäft zu verkaufen, erklärte die Gesellschaft. Das Angebot von Comcast werde aber geprüft. AT&T hatte geplant, seine Breitbandsparte in Kürze zu verselbstständigen. Die AT&T-Aktionäre sollten in wenigen Wochen ihre Zustimmung geben. Comcast will diesem Plan mit seiner eigenen Kaufofferte zuvor kommen. Die AT&T-Aktionäre sollen 1,05 Mrd. Comcast-Aktien im Wert von 12,60 Dollar je Aktie erhalten. Monatelange Verhandlungen Die beiden Unternehmen verhandelten nach Comcast-Angaben seit Monaten, doch konnten sie sich nicht einigen. Deshalb unternahm Comcast-Chef Brian Roberts jetzt den Direktvorstoß. 86 Prozent der stimmberechtigten Comcast-Aktien befinden sich in Händen der Roberts-Familie. Roberts hatte Comcast in den letzten 20 Jahren von einem winzigen Unternehmen zum drittgrößten US-Kabelfernsehkonzern gemacht. Die AT&T-Aktionäre würden das fusionierte Unternehmen zu 51 Prozent kontrollieren. Die Comcast-Aktionäre hätten 49 Prozent. Roberts hätte jedoch mit seinem großen Anteil von stimmberechtigten Aktien de facto das Sagen. Bisherige AT&T Strategie gescheitert AT&T-Chef Michael Armstrong hatte in den letzten Jahren rund 100 Mrd. Dollar (119,3 Mrd. Euro/1,6 Bill. S) für den Kauf der beiden großen US-Kabelfernsehunternehmen Telecommunications und MediaOne Group sowie anderer Breitbandfirmen ausgegeben. Er wollte damit den AT&T-Kunden gebündelte Telefon-, Kabelfernseh-, Internet- und Unterhaltungsdienste anbieten. Die AT&T-Strategie erwies sich als Fehlschlag. AT&T leidet wie andere große Telekomunternehmen unter einem riesigen Schuldenberg und stark gefallenen Aktienkursen. Deshalb will sich AT&T jetzt in vier Einzelfirmen aufspalten, die im Alleingang bessere Ergebnisse verbuchen sollen. Es handelt sich um die Sparten Mobilfunk, Breitband/Kabelfernsehen, Unternehmenstelekommunikation und Verbraucher-Telefondienste. Die AT&T verselbstständigt am Montag als erstes ihre Mobilfunkfirma AT&T Wireless. Die AT&T-Aktien wären nach der Abspaltung der Mobilfunkfirma 16,80 Dollar wert, erklärte Comcast. Das Comcast-Angebot wird mit Sicherheit kartellrechtlich scharf überprüft werden. Comcast verspricht sich durch einen Zusammenschluss Kostenersparnisse von 1,25 Mrd. Dollar. (APA)