Wien - Als wichtige strategische Entscheidung werten österreichische Aktienanalysten die am Montag bekannt gegebene Wasserkraftehe zwischen der österreichischen Verbund und der deutschen E.ON. Von einem positiven strategisches Signal spricht Erste Bank-Energieanalyst Georg Waldner. "Das war ein mutiger Schritt", meinte auch CA IB-Analyst Alfred Reisenberger in einer Erstreaktion zur APA, der den Deal als "strategisch extrem positiv" einstuft. Mit der Absage an eine rein österreichische Lösung gehe Verbund weiter den eingeschlagenen Weg des progressivsten österreichischen Versorgers. Eine Allianz sei wahrscheinlich vorteilhafter als eine "stand alone"-Lösung, so auch Waldner. Positiv werten die von der APA befragten Experten vor allem die Tatsache, dass Verbund mit einem Anteil von rund 60 Prozent die Führung an dem Joint Venture behält. "Das ist ein Vertrauensbeweis seitens E.ON", so Reisenberger, "Verbund wird damit ganz schön aufgewertet". Gerade dem Wasserkraftbereich räumt der Experte angesichts des angepeilten Atomstrom-Endes in Deutschland große Bedeutung bei. Zudem dürfte sich die mit dem Deal verbundene Entschuldung der Verbund positiv auf die Bonitätseinstufungen seitens der Ratingagenturen niederschlagen. Auswirkungen noch abzuwarten Die genauen finanziellen Auswirkungen des Deals bleiben jedoch noch abzuwarten, so der Grundtenor der Analysten. Das Joint Venture werde sich zwar nach Angaben von Verbund mit kräftigen Anstiegen bei Umsatz und Betriebsergebnis (EBIT) niederschlagen, diese sollten aber nur modearat auf den Gewinn niederschlagen. "Verbund wird vom Umsatz her ein sehr viel größeres Unternehmen, da die EHP vollkonsolidiert wird", so Reisenberger. Beim Nachsteuerergebnis sollte sich dieses Plus aber nach dem Abzug der Minderheitenanteile nur mehr sehr viel moderater auswirken. Unmittelbare Auswirkungen auf den Aktienkurs sind nach Analystenmeinung nicht zu erwarten. Um 14:50 Uhr notierte die Verbund-Aktie bei 100,82 Euro und damit 1,33 Prozent im Plus. Aktienhändler sprachen angesichts des hohen Aktienumsatzes von bis dato 53.270 Stück in Einfachzählung von einer positiven Marktreaktion. Verhaltener fiel das Kursplus für die E.ON-Aktie aus. Bis zum oben genannten Zeitpunkt gewann das Papier an der Frankfurter Börse 0,47 Prozent auf 61,59 Euro. So stufen auch deutsche Analysten den Deal zwar positiv für E.ON ein, sind aber deutlich weniger enthusiastisch als ihre österreichischen Kollegen. Es sei "eine ganz, ganz schöne Sache", meinte Merck Finck-Analyst Philip Bonhoeffer im APA-Gespräch, wenn auch aus E.ON-Sicht von der Größenordnung her weniger bedeutsam. Alle europäischen Versorger seien derzeit auf Expansionskurs, daher sei es auch für E.ON ein weiterer Schritt in Richtung "multi utility". Positiv sieht der Experte die von den beiden Partnern erwarteten Kostensynergien in Höhe von 25 Mill. Euro. Verbund hochgestuft Von der US-Investmentbank Merrill Lynch sind die Verbund-Aktien am Montag von "reduce" auf "neutral" heraufgestuft worden, als Kursziel sieht Merril Lynch nun 110 Euro. Gegen 17.15 Uhr, kurz vor Börseschluss, lagen die Verbund-Titel bei 101,95 Euro, ein deutliches Plus von 2,46 Prozent gegenüber dem Freitagschluss. Die Gründung des neuen Gemeinschaftsunternehmens "European Hydro Power" sei ein "kleiner, aber durchaus interessanter und sinnvoller Schritt", so Matthias Heck, Analyst bei Sal. Oppenheim, am Montag. Die erwarteten Synergien spielten in der E.ON-Bilanz kaum eine Rolle. Der österreichische Energiemarkt habe europaweit zwar nur einen Anteil von 2,5 Prozent, sei für E.ON aber trotzdem wichtig, da er direkt an das Netzgebiet von E.ON Energie anschließe. Dies verspreche hohe Kostensenkungspotenziale. Michael Broeker von BNP erläuterte dazu ebenfalls, der Markt im Nachbarland sei für E.ON zwar wichtig, habe aber innerhalb des Konzerns mit seinen internationalen Ambitionen nicht erste Prioriät. Die Kooperation im Wasserkraftwerks- Bereich ändere auch nichts grundsätzliches an der Einschätzung, da das neue Unternehmen bei E.ON nicht konsolidiert werde. Gerlinde Gollasch, zuständige Analystin der Bankgesellschaft Berlin, äußerte sich deutlich positiver: Die Erzeugungs- und Netzkapazitäten von E.ON reichten im Energiebereich jetzt von Skandinavien bis Österreich, sagte sie. Das Unternehmen gehe nach der positiven Strategie vor, sein Netz langsam auf ganz Europa auszuweiten. Die jetzt beschlossene Kooperation sei eine "kostengünstige Variante" und zugleich "sinnvolle Vorgehensweise". Auf dem Energiemarkt genügten zudem Minderheitsbeteiligungen, um die Präsenz in den einzelnen Regionen auszubauen, unterstrich Gollasch. Langfristig könne der Schritt nach Österreich zudem positive Auswirkungen auf ein künftiges Engagement von E.ON in Italien haben. (APA)