Wien - Im ersten Halbjahr 2001 kamen auf Österreichs Straßen um 56 Menschen weniger ums Leben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In der Statistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) sind von 1. Jänner bis 1. Juli 2001 vorläufig 416 Verkehrstote verzeichnet, im Vorjahr waren es nach endgültigen Zahlen 472. Allerdings: Auch im heurigen Jahr stagnieren die Zahl der Unfälle mit Personenschaden und die Zahl der (Schwer-)Verletzten auf hohem Niveau.

"Bei der Totenbilanz zeichnet sich tatsächlich ein erfreulicher Trend ab. Wenn das so weitergeht, bleiben wir im Gesamtjahr wieder deutlich unter 1000 Toten", erklärte KfV-Chef Othmar Thann am Montag im STANDARD-Gespräch. Die vorläufigen Zahlen des heurigen Jahres seien mit jenen von 2000 zwar nur bedingt vergleichbar, denn die so genannte 30-Tage-Frist (jeder Verletzte, der innerhalb von 30 Tagen stirbt, wird als Verkehrstoter gezählt) sei noch nicht berücksichtigt. Der Trend bestätige sich aber auch im gesicherten Bereich: Von Jänner bis April 2001 starben nach endgültigen Zahlen 238 Menschen auf der Straße, 2000 waren es 283 (45 Personen oder 15 Prozent weniger).

"Damit ist aber noch lange nicht alles in Ordnung", ist KfV-Mann Thann überzeugt. Denn die Zahl der Unfälle sei heuer annähernd so hoch wie im Vorjahr. Kalkuliere man die Fortschritte der Notfallmedizin und die flächendeckende Flugrettung ein, dann sei der Rückgang der Totenzahl bei gleichbleibender Unfallhäufigkeit leicht zu erklären. Bloß: "Das Leid passiert ja trotzdem. Dann ist einer halt nicht mehr tot, sondern eben ,nur' mehr querschnittsgelähmt", so Thann.

Aus der Sicht des Kuratoriums dürfe deswegen nicht mit dem Druck für mehr Verkehrssicherheit nachgelassen werden, so Thann. Erfreulich sei in diesem Zusammenhang etwa, dass mit der Novelle zum Kraftfahrgesetz die "Trinkgeldstrafen" für Gurtenmuffel abgeschafft würden. Schade hingegen sei, dass aus der verschärften Drogenkontrolle von Lenkern und dem Microcarverbot für Alkolenker doch nichts geworden ist.

Kein Jubelgrund

Auch für ARBÖ, ÖAMTC und VCÖ sind diese Zahlen noch kein Grund zum Jubeln. Hauptgrund für die beste Bilanz seit Bestehen der Unfallstatistik sei das schlechte Wetter und damit verbunden die niedrigere Fahrgeschwindigkeit gewesen, erklärte der VCÖ. Der Verkehrsklub forderte erneut die Einführung des Punkteführerscheins, der die Zahl der Verkehrstoten in Österreich um rund 15 Prozent verringern könnte.

Der ÖAMTC kritisierte den gegenläufigen Trend bei Alko-Unfällen und verlangte eine konsequente Überwachung der bestehenden Limits. Anlass zur Sorge gebe auch das Thema "Kindersicherheit im Straßenverkehr". Zwar hätte es heuer weniger Kinderunfälle gegeben, es starben aber mehr Kinder im Verkehr.

Laut Statistik verloren in den vergangenen vier Wochen insgesamt 25 Motorradfahrer ihr Leben bei Unfällen. Der ARBÖ appellierte deshalb an Vernunft und Rücksichtnahme, schließlich fehle den Bikern eine Knautschzone. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.7.2001, chr)