Hamburg - Für 300 Millionen Menschen wird Europa am 1. Jänner 2002 fassbar. Schon beim Gang zum Bäcker an diesem Dienstag Morgen bilden sie - was das Geld angeht - eine wahre Zwölfer-Gemeinschaft. Egal ob sie mit Franc, Finnmark, Schilling oder Irischem Pfund bezahlen, als Wechselgeld erhalten alle Euro zurück. Die Vorteile für den Verbraucher liegen auf der Hand: Kein lästiger Umtausch mehr bei Auslandsreisen und einfache Preisvergleiche über die Grenzen hinweg. Die Bürger teilen auch die selben Sorgen: Wie stabil und stark wird die schon 1999 auf dem Papier eingeführte gemeinsame Währung? Die Österreicher und Spanier blicken schon ein wenig mit Wehmut auf das Ende von Peseta und Schilling. So trennen sich die Österreicher nur ungern von ihrem liebevoll genannten "Alpendollar". Dennoch liegen sie gut mit den Vorbereitungen im Plan. Die neuen Münzen und Banknoten sind fast alle schon hergestellt. Die meisten Betriebe zeichnen Preise längst doppelt aus. Der Umtausch in Euro soll in den ersten drei Jänner-Wochen fast abgeschlossen sein. Finnen und Griechen beginnen das Euro-Zeitalter als erste Die Finnen und die Griechen beginnen das Zeitalter mit dem neuen Bargeld als erste. Die Griechen sind ebenso wie die Italiener einfach nur glücklich über die Gemeinschaftswährung. 80 Prozent der griechischen Bürger unterstützen den Euro. Heitere Gelassenheit herrscht in Italien. Auch der Vatikan stellt als kleinster Staat der Welt von Lira auf Euro um. Im Rampenlicht steht Belgien. Das Königreich gilt in puncto Euro als Musterschüler. So ließ die Regierung in Brüssel mit 7,7 Mill. Euro (106 Mill. S) deutlich mehr für eine Informationskampagne springen als Deutschland (5,4 Mill. Euro). Mit Erfolg: 72 Prozent der Belgier steht dahinter. Auch die Niederländer hoffen, die gewaltige Umtauschaktion rasch und reibungslos über die Bühne zu bekommen. Nach dem 28. Jänner wird das nationale Geld nicht mehr in Geschäften angenommen, bis 1. April nur noch bei der Bank umgetauscht. Franzosen eher lustlos Die Franzosen sehen dem Euro nach anfänglicher Begeisterung nun eher lustlos entgegen. Einzig Finanzminister Laurent Fabius führt eine energische Werbekampagne, die aber offensichtlich wenige Franzosen erreicht. Der Abschied vom Punt wird den Iren aber nicht schwer fallen, da noch bis 1979 mit dem britischen Pfund Sterling gehandelt wurde. Der Einzelhandel und die Taxifahrer freuen sich in jedem Fall auf die bessere Papierqualität der neuen Scheine. Ahnungslos stehen die Portugiesen da. Die Regierung verdoppelte daher ihre Ausgaben für die Euro-Werbung. Ein großes Problem bei der Aufklärung ist, dass jeder achte Portugiese nicht lesen und schreiben kann. Betrüger haben vor allem auf dem Land leichtes Spiel. So geben sich schon jetzt Gauner als Bankangestellte aus und tauschen Escudos gegen falsche Euro. (APA/dpa)