Brüssel - Die Idee einer Europasteuer als direkte Einnahmequelle der Union hat am Rande des EU-Finanzministertreffens in Brüssel am Dienstag heftige Diskussionen zwischen den Mitgliedsstaaten ausgelöst. Ein Vorstoß der belgischen EU-Präsidentschaft und Kommissionspräsident Romano Prodi wurde von den Niederlanden, Großbritannien, Irland, Schweden und Dänemark zurückgewiesen. Auch Österreichs Staatssekretär Alfred Finz bezeichnete eine Europasteuer als "sehr negativ", wenn sie zu höheren Steuern führt. Der deutsche Finanzminister Hand Eichel sprach hingegen von einer "vernünftigen Maßnahme", solange keine zusätzliche Belastung für die Steuerzahler entstehe. Unterstützung kam auch aus Italien und Frankreich. Vorteil für Nettozahler In deutschen Delegationskreisen hieß es, eine EU-Steuer könnte die jetzigen drei Einnahmequellen des EU-Budgets aus einem Anteil des nationalen Mehrwertsteueraufkommens, des Bruttosozialprodukts und der Zölle ersetzen und so die Nettozahler nach der Erweiterung entlasten. Unter dem jetzigen System würde der ohnehin hohe deutsche Beitrag an das EU-Budget "deutlich" zunehmen. Bei der Steuer könnten andere Elemente zur Berechnung des Anteils der Mitgliedsstaaten zugrunde gelegt werden als bisher, um eine gerechtere Lastenteilung zu erreichen. Finz forderte indessen von den Beitrittskandidaten, dass sie die Tabaksteuern auf EU-Niveau heben, um so "Chancengleichheit" herzustellen und Betrügereien zulasten des österreichischen Fiskus zu unterbinden. (red, APA, DER STANDARD, Printausgabe 11.7.2001)