Na bitte, auf einmal geht's ja. Und zwar ausgesprochen flott. Und noch dazu deutlich billiger.
Kaum hatte nach der jüngsten Wiener Wahl Rudolf Schicker (SP) den früheren Planungsstadtrat Bernhard Görg (VP)
abgelöst, wurde auch schon umgeplant. Und jetzt wird er bereits gebaut: Der umstrittene Radweg auf der ehemaligen
"2er-Linie".
Unvermutetes Billigoffert
Hatte Görg zuvor noch von 30 Millionen Schilling (2,18 Mio. ) Mehrkosten gesprochen, die dieser Radweg verursachen
würde - so ist es jetzt auf einmal knapp die Hälfte: Nebbiche 16 bis 17 Millionen Schilling wird die Radverbindung
zwischen Mariahilfer- und Alserstraße kosten, wie Schicker nun lächelnd erklärt. Also vom neuen Museumsquartier bis
hin zum Landesgericht (für Radler weniger interessant) und zum Neuen Institutsgebäude der Universität (weitaus
interessanter für das entsprechende Radler-Klientel).
Eine Freude für die Strampler dieser Stadt - wenn auch eine getrübte. Denn die Interessenvertretungen üben sich in
Kritik an der nunmehrigen Lösung. Die Ursache ist ein Schlenkerer. "Auf der gesamten Strecke wurden
Einrichtungsradwege auf beiden Seiten der Straße vorgesehen", erläutert etwa Helmut Hawel vom Verkehrsclub
Österreich (VCÖ). "Aber für die letzten 300 Meter in Richtung Alserstraße werden diese Radwege auf der Seite des
Landesgerichts plötzlich zu einem Zweirichtungsradweg zusammengefasst und so die Radfahrer zu einem zweifachen
Seitenwechsel gezwungen", ärgert sich Hawel.
Unvermutete Kritik
So, wie sich auch Hans "Honzo" Doppel von der Radlerlobby Argus das Endprodukt ganz anders gewünscht hätte: Um
den Autofahrern "die Präsenz von Radfahrern zu signalisieren, sollte innerhalb der jeweils rechten Spur ein
Mehrzweckstreifen mit Radfahrerweichen zu den wichtigen Rechtsabbiegespuren (Mariahilfer Straße, Babenberger
Straße) errichtet werden", hatte die Argus vorgeschlagen. Denn die 2er-Linie sei vor allem für schnelle Radfahrer
attraktiv und die seien auf Radwegen, wie etwa derzeit am Ring, ein Sicherheitsrisiko. Ein Mehrzweckstreifen auf der
Fahrbahn wäre noch billiger gekommen, argumentiert die Argus. Aber ein Rathausbeamter habe kategorisch erklärt:
"Über alles können wir reden, nur nicht über eine Fahrbahn-Lösung", erinnert sich Doppel.
Stadtrat Schicker selbst "weiß, dass das nicht die eleganteste Lösung ist". Allein: Er sei unter Zeitdruck gestanden - "in
der kurzen Zeit war keine andere Lösung mehr möglich". Noch dazu da Vertreter des 8. Bezirks auf die
Schlenker-Variante bestanden hätten. (Roman Freihsl)