"[8:tension]" präsentiert jüngste
Produktionen von aufstrebenden Choreographen
Die neue "ImPuls"- Programmschiene "[8:tension]" präsentiert jüngste
Produktionen von aufstrebenden Choreographen - von 28. Juli bis 10. August
im zukünftigen Tanzquartier.
Glauben Sie an die Schwerkraft? Aber: Vertrauen Sie dem Piloten? Und: Kennen
Sie Thomas Hauert? Richtig, der Schweizer Choreograph von
Pop-Up Songbooks
,
Extänzer bei Anne Teresa de Keersmaekers' Compagnie Rosas, lebt und arbeitet
in Brüssel.
Der nicht nur in Flandern geschätzte Künstler wird auch in Wien auf der
Bühne etwa folgendes singen: "Aber wahr sein/und wahr scheinen/und wollen,
dass etwas wahr ist,/ sind sich so ähnlich,/dass sie mich immer wieder
hereinlegen/trotz meiner besten Absichten." Thomas Hauert thematisiert ein
von elektronischen Sounds aufgelöstes Ich, das Verschwinden eines
Bewegungsakkords im nächsten ein Leben wie im Simulator.
Do you believe in
gravity? Do you trust the pilot?
, so lautet der Titel seines jüngsten
Stücks. Es wird, neben zehn weiteren Arbeiten aufstrebender
ChoreographInnen, bei ImPulsTanz in der neuen Reihe
[8:tension]
zu sehen
sein. Der Clou dieser Tanzreihe: Es gibt jeweils zwei verschiedene
Vorstellungen pro Abend, in der späteren werden mit Kameras bewaffnete Boys,
die "Golden Girls", die Bühne entern und für die "ORF-Kunststücke"
videofilmen. Alle Arbeiten sind also zweimal zu sehen, einmal mit und einmal
ohne Kamera.
Willi Dorner bietet die Uraufführung seiner
threeseconds
mit den großartigen
Tänzerinnen Milli Bitterli, Helga Gußner und Julia Todd an; Anita Kaya und
Maja Slattery zeigen zum einen ihre gemeinsame Arbeit
Modul 1+1
, einen
formal strengen, mit ironischen Modulationen durchsetzten Alleingang zu
zweit, sowie zum anderen zwei richtige Alleingänge: Kayas Solo
Zero
und
Slatterys
Nullpunkt
. Bis ins Innerste lassen uns die deutsche Choreographin
Isabelle Schad und ihr Partner Ludger Lamers in ihrem Stück
X-Ray
blicken:
"Sehen Sie durch mich hindurch! Sehen Sie in mich hinein!" - eine zum Teil
rasante Arbeit mit splittrigen Kanten und wilden Bildern.
Charlotte Vanden Eynde wiederum bringt mit Ugo Dehaes ihre Visionen von
Lijfstof
auf die Bühne bringt. Die junge Belgierin präsentiert Körper in
Schachteln, in Käfigen, zwischen dunklen Blöcken, als funktionale Materie
und anonymen Tanzstoff: Ein radikal nüchternes Nachdenken über die Kondition
Körper als in Haut gepackte Masse.
Ebenfalls im Tanzquartier: Die Portugiesin Lília Mestre zeigt ihr mit Davis
Freeman erarbeitetes Solo
Untitle Me
als sensibel humorvolle Studie eines
Frauenbildes, auf dem soziales Ich und gesellschaftliche Festschreibung
übereinander geblendet erscheinen.
Der Südafrikaner Boyzie Cekwana bringt mit
Rona
ein Trio nach Wien, in dem
sich Afro-Dance mit Butoh und westlichen Tanztechniken zu einem außerirdisch
anmutenden Ritual verbinden. Es sind Fremde, die nach einem gemeinsamen
Nenner suchen, verschiedene Kultur- und Naturzeichen verkörpern und
verdichten. Der Spanier Salva Sanchis hingegen reflektiert in seinem Solo
Gap
die Kluft zwischen dem Individuum und seiner täglichen Routine.
Schließlich zeigt [8:tension] auch das Trio
Rush
des Shooting-Stars Akram
Khan, ein Wirbelwerk voll Schliff und Schärfe.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. 7. 2001)
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