... Es sind zwar nicht Beschlüsse, sondern "nur" Geburtstage von ÖVP-Klubchef Andreas Khol und Ministerin Monika Forstinger, die akklamiert werden, aber das sieht man ja nicht. Hauptsache, die Bravo-Bilder werden verbreitet, und das vom letzten Ministerrat vor der Sommerpause. Für solche Klatschbilder wird sogar das Fotoverbot im Ministerratssitzungssaal aufgehoben. Früher einmal, erinnert sich ein Bildreporter, waren Ministerräte die Fotochancen: Der eine Minister gestikuliert, ein Staatssekretär steht im Eck. Das ist vorbei, und darüber trösten Gelegenheiten wie diesen Dienstag nicht hinweg - denn: "Das war wie ein gestelltes Bild, alle sind brav dort gesessen." Nur nichts dem Zufall überlassen. Ist doch das allwöchentliche Politikritual Ministerrat nun auch darauf angelegt, Begegnungen von Journalisten und Ministern zu reduzieren: Viele Minister stellen sich Fragen lieber nicht, sondern verschwinden durch die Hintertür. Selbst Pressesprecher entziehen sich, während der Ministerrat tagt, und die Journalisten vor der Tür warten: die FPÖ-Sprecher ins Café, die ÖVP-Sprecher ins Sitzungszimmer. Die Regierungsspitze hat zu verkünden, was im Ministerrat beschlossen wurde, punktum. Das ist diesen Dienstag nicht anders: Keine unabgestimmten Botschaften sollen die Sommerpause trüben. Nur wenige lassen sich befragen, Sozialminister Herbert Haupt etwa, andere eilen durch die Hintertür oder vorbei. An den Journalisten, die warten - und nicht von der gestrengen Stimme Klaus Mayrs zum offiziellen Termin getrieben wurden: "Das Pressefoyer beginnt", will er vom Minister-abpassen abhalten und zu den Worten des Kanzlers und der Vizekanzlerin ins Nebenzimmer locken. Teil des Jobs des Bundespressedienstmannes - wie die Aufgabe, Bilder von Ministern beim Aufstieg zur Sitzung zu verhindern. Keuch- und Schwitzgefahr! Der sind Wolfgang Schüssel und Susanne Riess-Passer nicht ausgesetzt. Traut nebeneinander referieren sie, was sie zuerst beim Frühstück und dann mit den Regierungsmitgliedern besprochen und beschlossen haben. Keine Kordel trennt sie von den Fragenden, das Utensil aus Viktor Klimas Zeiten ist entsorgt, der Rest von Klimas Inszenierung - Pult, Mikro - ist geblieben. "Schönen Sommer", wünscht der Kanzler noch. Bis zur Wiederaufnahme des Politikrituals Mitte August. (Eva Linsinger/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.7.2001)