Washington/München – Der Wirkstoff Sildenafil (Viagra) hat die Story eingeläutet, Apomorphin (z.B. Uprima) hat jüngst die Möglichkeiten zur Behandlung der männlichen Impotenz erweitert. Doch am "Horizont der schwachen Männer" zeichnen sich noch ganz andere Hoffnungen ab: Die "Wochenend-Pille" zur Behebung der erektilen Dysfunktion. Einnahme Freitag Abend – "stark" im ganzen Weekend.

"Ich nenne das gerne die Wochenendpille, weil man sie am Freitagabend einnehmen kann, um dann am Wochenende machen zu können, was man will", erklärte der Hamburger Urologe Prof. Hartmut Porst in einem Interview mit der Münchener Medizinischen Wochenschrift.

Worum es geht: Der US-Pharmakonzern Eli Lilly entwickelt in einem Gemeinschaftsprojekt mit den Biotechnologie-Unternehmen Icos den Wirkstoff Tardanafil (Cialis). Es handelt sich dabei um eine Substanz, die auf ähnlichem Weg wie Sildenafil (Viagra) die Erektionsfähigkeit steigert. Das erfolgt über die Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase 5. Dadurch kommt es zu einer Erschlaffung der Gefäßwände im Penis.

Längerfristiger Effekt

Während "Urvater" Sildenafil etwa vier Stunden lang nach der Einnahme wirkt, entfalten die in Entwicklung stehenden Nachfolgesubstanzen ihren Effekt länger: Das vom deutschen Pharmakonzern getestete Vardenafil dürfte bis zu sechs Stunden lang die Potenz von in dieser Hinsicht "gestörten" Männern steigern.

Dabei kommt es primär auf die Halbwertszeit des Wirkstoffes im Körper an. Das ist jene Zeit, in der die Hälfte der eingenommenen Dosis wieder abgebaut wird. Daraus ergibt sich das "therapeutische Fenster", also der Zeitraum, in dem eine Wirkung spürbar ist. Urologe Porst. "... Cialis hat sogar eine Halbwertszeit von 17,5 Stunden, das heißt die Wirksamkeit beträgt fast zwei Tage. (...) Wenn ein Patient eine längere Wirksamkeit möchte, würde ich Cialis geben."

Zulassung erst 2002

Allerdings, die Wochend-Potenzpille wird voraussichtlich erst Ende des Jahres 2002 in den USA zugelassen sein. So sieht derzeit die Terminplanung aus. Tardanafil und Vardenafil sollen das Phosphodiesterrase-Enzym spezifischer hemmen als Sildenafil und dadurch eventuell geringer dosiert werden können. Man erhofft sich dadurch auch weniger Nebenwirkungen.

Bei Jahreskongressen der europäischen sowie der amerikanischen Urologengesellschaften wurden gute Erfolge in den klinischen Prüfungen mit der Tardanafil berichtet: So berichteten 85 Prozent der Männer, die 20 Milligramm der Substanz einnahmen, von einer Verbesserung der Erketionsfähigkeit. 78 Prozent der Impotenz-Patienten hatten erfolgreich Sex. Tardanafil wirkt schon 30 bis 40 Minuten nach der Einnahme. Der Effekt von Sildenafil setzt etwas später ein.

Gute Effekte wurden mit Tardanafil auch bei Diabetikern erzielt. In einer klinischen Studie mit 216 Männern zeigte sich eine eindeutig potenzsteigerende Wirkung bei 64 Prozent derjenigen, die das echte Arzneimittel bekamen. Hingegen zeigte sich in der Placebo-Gruppe (Scheinmedikament) bei 25 Prozent der Betroffenen eine Besserung.

Den schnellsten Wirkungseintritt können Männer mit Potenzschwierigkeiten derzeit mit Apomorphin erzielen. "70 Prozent aller Männer, bei denen Apomorphin wirkt, können bereits nach zehn bis 20 Minuten einen Geschlechtsverkehr durchführen. Das therapeutische Fenster beträgt zwei bis zweieinhalb Stunden", erklärte Porst. (APA)