Sydney - Wildkatzen sind in Australien zu einer Plage geworden und gefährden nach Meinung vieler Bewohner die Fauna des Landes. Auf besonders drastische Weise wird seit März vor dem Dörfchen Williams Creek in den riesigen menschenleeren Weiten im Süden des Kontinents darauf aufmerksam gemacht. Am Mittwoch baumelten dort an einem Baum 17 tote Katzen, aufgehängt an ihren Schwänzen. "Jeder hier versorgt den Baum", sagt Peter White, Betreiber des Kolonialwarenlandes im zwölf Einwohner zählenden Williams Creek. "Wenn die Kadaver vergammelt oder heruntergefallen sind, oder wenn Adler oder Dingos sie geholt haben, werden sie ersetzt". Einmal seien sogar 50 tote Tiere dort gehangen. Niemand in Williams Creek ist allerdings bereit zu sagen, wer die Tiere tötet und aufhängt. Seit das makabre Ritual bekannt geworden ist, hat sich der Ort am abgelegenen Oodnadatta-Weg zu einer wahren Touristenattraktion gemausert: Bis zu 100 Autos stoppen täglich am Baum, halten - nicht zuletzt wegen des Gestanks kurz - für ein Foto und rollen dann weiter. Die Bewohner nennen den Ort "Pussy Willow", was so viel bedeutet wie Trauerweide der Katzen oder Katzenhimmel. Wer im Laden von White einkauft, erhält ein Heftchen mit dem Titel "Fakten über Katzen", in dem die Problematik der Wildkatzen in Australien geschildert wird. "Die meisten Leute wissen gar nicht, dass wir ein Wildkatzen-Problem haben. Die denken, die Tiere leben nur in den Städten. Tatsache aber ist, dass sie hier draußen die Tierwelt töten", heißt es darin. Wildkatzen sind im 16. und 17. Jahrhundert mit portugiesischen und niederländischen Schiffen und asiatischen Fischern nach Australien gekommen. Experten schätzen ihre Zahl derzeit auf 15 Millionen. Sie fürchten, dass Australiens ursprüngliche Tierwelt durch die Katzen und andere von außen eingeschleppte Tiere wie Füchse in ihrem Bestand bedroht ist. "Wildkatzen gibt es überall in Australien", sagt der Chef der australischen Sektion des World Wide Fund for Nature (WWF), David Butcher. "Sie stellen wirklich eine ernsthafte Gefahr für die einheimischen Säugetiere, Beuteltiere und Vögel dar." Allerdings findet auch er, dass es wohl etwas irritierend sei, Wildkatzen zu erschießen und anschließend in einem Baum aufzuhängen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Auch stelle das keine Lösung dar. Denn den Lebensraum der erschossenen Katze übernehme sofort eine andere. Wildkatzen können über Wochen ohne Wasser auskommen, da sie den Mangel durch die Feuchtigkeit ihrer Beute ausgleichen. Damit werden die Tiere zum idealen Jäger im australischen Outback. Sie jagen im Dunklen, wenn die nachtaktiven einheimischen Tiere aus ihren unterirdischen Höhlen hervorkriechen, wo sie sich vor der Hitze des Tages geschützt haben. Außerdem übertragen die Wildkatzen eine Seuche, die Toxoplasmose, die für viele Beuteltiere wie etwa Wallabies tödlich ist. An einer Wand im Laden von Peter White hängt ein Poster, auf dem ein Querschnitt durch den Magen einer Wildkatze, die bis zu zehn Kilo schwer werden kann, zu sehen ist. Darauf ist zu erkennen, dass der Magen die Überreste von 35 verschiedenen einheimischen Lebewesen enthält, vorwiegend von Vögeln und Lurchen. Dazu sagt White: "Die Katze hat all diese Tiere innerhalb eines Tages gefressen. Können Sie sich vorstellen, welchen Schaden Millionen dieser Tiere anrichten? (APA)