Hamburg - Der amerikanische Verbraucheranwalt Ralph Nader und erfolglose Präsidentschaftskandidat hat im Gespräch mit der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" den Inhalt des Kyoto-Protokolls als "schlicht vernachlässigbar" kritisiert. Das Abkommen sei "voller Ausnahmen und Schlupflöcher", so der US-Politiker, der bei den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr als Kandidat der amerikanischen Grünen gegen Al Gore und George Bush kandidierte. Ein weltweiter Emissionshandel sei "in der Praxis gar nicht zu kontrollieren", und die Fristen für einen geringeren CO2-Ausstoß seien "endlos, obwohl wir längst nicht mehr die Zeit haben", so Nader laut einer Vorausmeldung der "Zeit". Die USA sollten zwar "beim Kyoto-Protokoll mitziehen - im Prinzip". Aber, so Nader: "Die ganze Richtung ist falsch." Statt "irgendwo in der Stratosphäre anzufangen", sollten Klimapolitiker nach seiner Ansicht mit der Argumentation bei konkreten Verbraucherinteressen anknüpfen, beim "Familienportemonnaie". Denn höhere Reduktionsziele und kürzere Fristen würden schneller sparsame Technologien erzwingen, die aus jedem Kilowatt Strom und jedem Liter Benzin mehr Wärme, Kühlung und Kilometer herausholten: "Für den positiven Ansatz wären breite Schichten sofort zu gewinnen." US-Präsident Bush hatte bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Jänner den Ausstieg seiner Regierung aus dem Klimaschutzprotokoll von Kyoto angekündigt und damit weltweit einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. (APA)