Entgegen anfänglicher Skepsis ist es dem angeschlagenen Chip-Hersteller Infineon gelungen, über die Ausgabe neuer Aktien frisches Kapital in Milliardenhöhe in die Kassen zu holen. Insgesamt 1,5 Mrd. Euro (20,6 Mrd. S)nehme das Unternehmen ein, teilte die Siemens-Tochter am Freitag in München mit. Sie brachte dafür 60 Millionen neue Anteilsscheine zum Stückpreis von 25 Euro (49,90 Mark) auf den Markt. Damit war die Kapitalerhöhung die bisher größte Aktienausgabe in Deutschland in diesem Jahr. Das Angebot war Infineon zufolge 3,8-fach überzeichnet. Die neuen Aktien gingen gleich am Freitag in Frankfurt am Main und New York in den Handel. Der Kurs der in den vergangenen Monaten stark in Mitleidenschaft gezogenen Infineon-Aktie legte deutlich zu. Geld für Schuldenabbau und Investitionen "Das Ergebnis der Kapitalerhöhung beweist das Vertrauen, das die Investoren in Infineon haben", erklärte Firmenchef Ulrich Schumacher. Infineon hatte ursprünglich allerdings gehofft bis zu 1,7 Mrd. Euro einzunehmen, musste dann aber den Preis für die Investoren senken. Die zusätzlichen Gelder will das unter der Flaute in der Computer- und Handybranche leidende Unternehmen dazu verwenden, Schulden abzubauen und Investitionen zu tätigen. Ziel sei es, "auch in einem rückläufigen Halbleitermarkt ein solides Investitionsvolumen zu halten", betonte Schumacher. "Nur wer über die Marktzyklen hinweg investiert kann auch gestärkt den nächsten Aufschwung voll nutzen." Privatanleger wurden nur begrenzt berücksichtigt Die Nachfrage nach den neuen Aktien sei vor allem von institutionellen Anlegern wie Banken und Aktienfonds aus Deutschland, Großbritannien und den USA gekommen, erklärte Infineon weiter. An sie wurden fast alle Aktien zugeteilt. Privatanleger wurden nur begrenzt berücksichtigt. Wer von ihnen bis zu 49 Aktien gezeichnet hatte, geht leer aus. Wer zwischen 50 und 99 Aktien geordert hat, bekommt 50 Anteilsscheine zugeteilt. Bei einer Offerte für 100 bis 999 Aktien werden 50 Wertpapiere plus 50 Prozent der darüberhinausgehenden Orderzahl ausgegeben. Privatanleger, die tausend oder mehr Aktien kaufen wollten, bekommen pauschal tausend Infineon-Anteile. Die Infineon-Aktie stieg am Freitag bis gegen 14.00 Uhr um 4,5 Prozent auf 27,17 Euro (53,14 Mark). Von den neuen Aktien gingen zunächst 52,2 Millionen am Freitag in den Handel. Die Reserve von 7,8 Millionen (Greenshoe) soll ab August an die Börse kommen. Danach wird der Anteil des Siemens-Konzerns von zuletzt noch 56 Prozent auf 51 Prozent gesunken sein. (APA/AFP)