Wien - Der Streit zwischen der Textilfirma Backhausen samt dem Geschäft in der Wiener Kärntner Straße und dem Finanzministerium geht weiter. Nachdem sich Backhausen zu Jahresbeginn vom Standort in der Wiener Innenstadt zurückziehen und das Geschäftslokal an die französische Modekette Promod abgeben wollte, schaut die Welt nun ganz anders aus: Backhausen will bleiben und baut das Sortiment um. Doch das Finanzministerium als Eigentümer der Liegenschaft hat andere Pläne: Eine Shoppingmall, vermietet zu marktüblichen Preisen, soll entstehen. Ein Umbau wird Backhausen nicht genehmigt. Das Ministerium will Backhausen eine "angemessene Abfindung" zahlen und wieder Herr im eigenen Haus sein. Finanzministerium bleibt hart Das Finanzministerium beharrt auf dem Plan, den Gebäudekomplex im Sinne einer ertragreichen Bewirtschaftung des Bundesvermögens umzugestalten und eine deutlich höhere Rendite als bisher zu erzielen. Derzeit ist die Miete von Backhausen meilenweit von der Marktmiete entfernt ist: Backhausen zahlt nur knapp über 50 S/m², heißt es. Üblich wäre in dieser Lage aber ein Betrag zwischen 1000 und 3000 S/m², versichern Experten. Ziel des Finanzministeriums ist es, den gesamten Gebäudekomplex (in dem auch Beamte des Finanzministeriums sitzen) zwischen Kärntner Straße, Himmelpfortgasse und Johannesgasse, auf einer Fläche von rund 40.000 m², zu sanieren. Als das Ministerium vom Backhausen-Promod-Deal Wind bekam, untersagte Finanzminister Karl-Heinz Grasser das Geschäft. Nicht zuletzt deshalb, weil die Ablöse nicht der Eigentümer der Liegenschaft (Finanzministerium), sondern laut Vertrag Backhausen bekäme. Außerdem hätte Promod nicht den marktüblichen Mietpreis gezahlt, ist zu hören. Der Vertrag platzte, obwohl das bisher für die Vermietung und Bewirtschaftung zuständige Wirtschaftsministerium die Vermietung an Promod bereits abgesegnet hatte. Backhausen bestätigte, dass ein Geschäftsumbau untersagt wurde, gegen ein neues Ladenbau-Konzept könne der Hauseigentümer aber nichts machen. Und so will Backhausen Ende Oktober/Anfang November die renovierten Geschäftsräumlichkeiten eröffnen. Dann soll ein Teil des Geschäfts dem Landhausstil, ein anderer der Klassik, dem Barock und dem Jugendstil gewidmet sein. Backhausen produziert seit 30 Jahren im Werk in Hoheneich (NÖ), beschäftigt dort 200 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von 300 Mio. Schilling. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 14.7.2001)