Montevideo - Die so genannte "Tango-Krise" in Argentinien zieht nun auch die beiden wichtigsten Märkte in Lateinamerika, Brasilien und Mexiko, in Mitleidenschaft. Während der brasilianische Real am Donnerstag mit 2,55 Dollar seinen tiefsten Stand in sieben Jahren erreichte, fiel der mexikanische IPC-Index um 1,42 Prozent. Trotz der Leitzinsen von 18,25 Prozent und Stützungskäufen der Zentralbank in Höhe von zwei Mrd. Dollar ist es der brasilianischen Regierung nicht gelungen, die Talfahrt des Real zu bremsen. Die Währung hat seit Jahresbeginn knapp 30 Prozent an Wert eingebüßt. Analysten zeigen sich zunehmend besorgt. Ungeachtet des jüngsten Sparplans der Regierung hat sich die Talfahrt Argentiniens auf den Finanzmärkten am Donnerstag fortgesetzt. Der Merval-Index in Buenos Aires verlor 8,16 Prozent und erreichte den tiefsten Stand seit fast drei Jahren; das Länderrisiko kletterte auf die neue Rekordhöhe von 1519 Punkten. Muntition verschossen "Wirtschaftsminister Domingo Cavallo hat all seine Munition verschossen, ohne etwas zu erreichen. Die Situation kann sich in den kommenden Monaten noch verschlimmern", warnte Rene Garcia vom Brasilianischen Wirtschaftsinstitut Ibre. Der argentinische Wirtschaftsminister Cavallo seinerseits warf den Märkten "Hysterie" vor. In einigen Tagen würden sie sich wieder beruhigen, wenn sie sähen, dass die Regierung es ernst meine mit ihrem Sparplan. Wenn die Maßnahmen umgesetzt würden, werde Argentinien nicht die Zahlungsunfähigkeit erklären müssen, meinte der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Region, Claudio Loser. Es ist bereits der siebte Sparplan von Präsident Fernando de la Rua. Die vorherigen waren am politischen Widerstand gescheitert oder nur teilweise umgesetzt worden. Am Donnerstag protestierten Hunderte aufgebrachter Demonstranten gegen den Plan, der hauptsächlich Kürzungen der Beamtengehälter und Pensionen von rund zehn Prozent vorsieht. Damit will die Regierung 1,5 Mrd. Dollar (1,75 Mrd. EURO/24,1 Mrd. S) einsparen, um zum Jahresende einen ausgeglichenen Haushalt zu haben. (Sandra Weiss, DER STANDARD, Printausgabe 14.7.2001)