Wien/Prag - Die Gespräche zwischen Österreich und Tschechien über das umstrittene südböhmische Atomkraftwerk Temelin werden auch nach der Vorlage der Umweltverträglichkeitsprüfung in Prag am Freitag weitergehen, teilte das Umweltministerium in Wien am Samstag in einer Aussendung mit. Das Ministerium sprach von einem "tschechischen Entwurf einer Umweltverträglichkeitsprüfung", über den das tschechische Außenministerium am Freitag "vereinbarungsgemäß den österreichischen Botschafter in Prag, Klas Daublebsky, informiert" habe. "Wie zwischen Wien und Prag im Zuge des Melker Prozesses vereinbart, wird es über den nun vorliegenden Text weitere Gespräche zwischen Österreich und Tschechien geben. Ziel dieser Gespräche ist der Abschluß einer umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung. Dieses Verfahren wurde ebenfalls gestern durch den tschechischen Außenminister Jan Kavan gegenüber Österreich nochmals schriftlich bestätigt. Von einem Ende oder Bruch des Melker Prozesses kann vor diesem Hintergrund nicht gesprochen werden", so die Aussendung des Umweltministeriums. Der Bericht, der in tschechischer Sprache verfaßt sei und übersetzt werde, solle nach seinem Einlagen in Wien einer "seriösen und umfassenden Prüfung durch österreichische Experten unterzogen werden. Erst auf dieser Grundlage ist eine ernsthafte Kommentierung möglich. In diesem Zusammenhang weist das Umweltministerium darauf hin, dass in die Fortsetzung des Melker Prozesses vereinbarungsgemäß auch Vertreter aus Oberösterreich eingebunden werden". In Oberösterreich reagierte man am Freitag mit Bestürzung auf die Meldung aus Prag, dass Tschechien die Umweltverträglichkeitsprüfung zum AKW Temelin bereits abgeschlossen habe. Der Beauftragte des Landes Oberösterreich für grenznahe Atomkraftwerke, Radko Pavlovec, sprach in einer ersten Reaktion gegenüber der APA von einem "klaren Bruch" des Abkommens zwischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und dem tschechische Ministerpräsidenten Milos Zeman im Dezember in Melk. In diesem Abkommen sei festgehalten, dass das UVP-Verfahren erst nach entsprechenden gemeinsamen Konsultationen und nach der Klärung aller offenen Fragen abgeschlossen werde, so Pavlovec. (APA)