Wien - Eine ausländische Mehrheit an einem österreichischen Stromversorgern - bisher durch ein Verfassungsgesetz verboten - könnte nun doch bald Realität werden. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" erklärte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V), er halte die Bestimmungen des gegenwärtig gültigen Gesetzes für "absolut anachronistisch". Er schließe daher nicht aus, dass die Regierung noch in dieser Legislaturperiode einen Anlauf nehme, um das diesbezügliche Bundesverfassungsgesetz zu ändern. Dem bestehenden Gesetz zufolge muss die Republik die Aktienmehrheit an heimischen Energiegesellschaften halten. Joint-Ventures wie die für 2002 von der Verbundgesellschaft und dem deutschen Energiekonzern E.ON angestrebte Wasserkraftgesellschaft European Hydropower GmbH (EHP) müssen demnach mehrheitlich im Eigentum österreichischer Gebietskörperschaften stehen. Zur Änderung des Verfassungsgesetzes bedarf es allerdings einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament. SPÖ-Energiesprecher Georg Oberhaidinger signalisiert Gesprächsbereitschaft in dieser Frage. Gegenüber dem nachrichtenmagazin "Format" meinte er, er könne sich vorstellen, dass die SPÖ einer Verringerung des Bundesanteils zustimme. Es müsse aber "ein wirklich brauchbares Konzept" geben. Durch eine derartige Gesetzesänderung würde auch ein mehrheitlicher Direkteinstieg der E.ON beim Verbund ermöglicht. Verbund-Chef Haiden stünde einer solchen Beteiligung positiv gegenüber. "Wenn man sich anschaut, was für ein Viertel der Aktien lukriert werden kann, dann sollte man schon überlegen. Wenn sie kann, wird die Regierung verkaufen", so Haiden im Format. Der Gesamtwert des Verbund beträgt aktuell 44,7 Mrd. S. (APA)