Ein des Diebstahls radioaktiver Substanzen aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) beschuldigter 47 Jahre alter Mitarbeiter und seine Lebensgefährtin sind am Montag vorläufig festgenommen worden. Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe sollen beide am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann habe nach eigenen Angaben mit der Tat auf die Möglichkeiten zur Umgehung der Sicherheitsvorkehrungen in der WAK hinweisen wollen, hieß es.
Der Arbeiter, der aus der stillgelegten Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe (WAK) radioaktive Substanzen gestohlen hat, wollte damit angeblich nur auf die laschen Sicherheitskontrollen des Unternehmens aufmerksam machen. Dies teilte die Staatsanwaltschaft Karlsruhe am Montag mit.
Täter selbst verstrahlt
Der 47-jährige Mann legte ein Geständnis ab, dass er Ende 2000/Anfang 2001 ein Fläschchen mit ihm unbekannter Substanz und mehrere Wischtücher aus der Anlage geschmuggelt und die Gegenstände zunächst in seiner Wohnung aufbewahrt habe. Bei verschiedenen Messungen waren Verstrahlungen mit Plutonium, Cäsium und Americium festgestellt worden. Der Mann wurde ebenso wie seine Lebensgefährtin wegen "Freisetzung radioaktiver Strahlen" festgenommen.
In der Wohnung des Mannes wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine bis zu 600-fach erhöhte Kontamination durch Plutonium und Americium festgestellt, zudem ergaben sich erhöhte Werte in dessen Körper und an weiteren Gegenständen. Der Inhalt des entwendeten Fläschchens erklärte demnach die Verstrahlung des Mannes, nicht jedoch die Verstrahlungen seiner Lebensgefährtin und deren Tochter.
Die beiden Frauen hatten den Behörden zufolge den radioaktiven Stoff Cäsium 137 aufgenommen. Die Herkunft der Cäsium-Verstrahlungen blieb vorerst unklar, da zunächst kein solcher Stoff als Diebesgut entdeckt wurde. Deshalb seien weitere Ermittlungen notwendig. Die Staatsanwaltschaft betonte mit Blick auf das Motiv, für sie erscheine die "behauptete Umgehung der Kontrolleinrichtungen möglich".
Fläschchen "entsorgt"
Der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hatte eine rasche Aufklärung des Falles gefordert und bereits am Wochenende erklärt: "Wenn sich der Verdacht bewahrheitet, dass radioaktives Material aus einer deutschen Atomanlage entwendet wurde, dann sind eklatante Mängel im Sicherheitssystem der Anlage zu vermuten." Die Grünen in Baden-Württemberg schlossen nicht aus, dass neben dem bereits gefundenen noch ein zweites Röhrchen mit radioaktivem Inhalt entwendet wurde.
Bei dem mit dem Abriss der Anlage beschäftigten Arbeiter war bei einer Urinprobe im März dieses Jahres festgestellt worden, dass er radioaktiv verstrahlt ist. Daraufhin hatte er seinen Angaben gegenüber der Staatsanwaltschaft zufolge seine Freundin veranlasst, das Röhrchen und die Tücher aus der Wohnung zu bringen und zu "entsorgen" - ansonsten käme er "in den Knast". Die Frau sei der Aufforderung gefolgt und habe Kleidungsstücke und andere Gegenstände am 6. Juli an ihrem Wohnort in Landau (Rheinland-Pfalz) in einen Altkleidercontainer geworfen. Das Fläschchen habe sie am Rande eines ehemaligen Militärflughafens in eine Hecke geworfen, wo es - in Gummihandschuhe gewickelt - unversehrt gefunden worden war.
(APA/dpa)