Bonn - Einen Tag vor Beginn der Weltklimakonferenz haben am Sonntag in Bonn mehrere hundert Umweltschützer für die Umsetzung des Kyoto-Protokolls demonstriert. Bei einer Kundgebung in der Bonner Innenstadt forderten die Demonstranten die Politiker in aller Welt auf, alles zu tun, um die Klimavereinbarung trotz der Absage der USA als größtem Klimaverschmutzer doch noch zu retten. Wenn die Staaten jetzt nicht handelten, werde dies als größtes Verbrechen an den zukünftigen Generationen in die Geschichte eingehen, sagte ein Vertreter des Klimaschutznetzwerkes Risingtide. Das Kyoto-Protokoll sei ohnehin lediglich ein Minimalkompromiss, der nicht ausreiche, den Klimawandel zu stoppen. Zu der Kundgebung waren Fahrrad-Demonstranten aus den Niederlanden und aus Deutschland gekommen. Umsetzung des Klimaabkommens Nach dem Rückzug der USA, die so viel Treibhausgase produzieren wie kein anderes Land, steht die Vereinbarung von Kyoto auf der Kippe. Alles hängt nun davon ab, ob Russland und Japan zustimmen. Andernfalls kann das Abkommen zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen in den Industrieländern nicht in Kraft treten. In Bonn beginnt am Montag der informelle Teil der zwei Wochen dauernden Weltklimakonferenz. Bis zu 6.000 Vertreter aus etwa 180 Nationen werden sich mit der Frage beschäftigen, wie das Klimaprotokoll von Kyoto umgesetzt werden kann. Nach den Beratungen auf Arbeitsebene unter der Leitung des Konferenzpräsidenten und niederländischen Umweltministers Jan Pronk wird das Treffen dann am Donnerstag förmlich eröffnet. Am gleichen Abend laufen die Verhandlungen auf Ministerebene an, die spätestens bis zur Nacht von Sonntag auf Montag abgeschlossen sein sollen. "Keine Straßenschlechten" Rund 2.000 Polizisten sollen im Einsatz sein, um gewalttätige Demonstranten wie bei jüngsten internationalen Treffen in Göteborg oder Salzburg zu verhindern. Mit Straßenschlachten ist nach Aussage eines Polizeisprechers nicht zu rechnen, weil die gewaltbereite Szene voraussichtlich eher zum parallel stattfindenden Weltwirtschaftsgipfel nach Genua fahren werde. Im japanischen Kyoto hatten die Industriestaaten sich 1997 im Klimaschutz erstmals konkrete Ziele gesetzt: Danach soll der Ausstoß der sechs wichtigsten Treibhausgase bis 2012 um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden. Streit herrscht seither jedoch darüber, mit welchen Mitteln dies erreicht werden soll. Handel mit Schadstofflizenzen, Anerkennung von Wäldern als Beitrag zur CO2-Reduktion, in welchem Umfang Industrieländer ihren Beitrag durch Projekte im Ausland erbringen dürfen - das sind nur einige der noch offenen Verhandlungspunkte. (APA/Reuters/AP)