Linz - Nur 23 Prozent der Österreicher sagen von sich selber, dass sie eine genaue Vorstellung davon haben, was die Sozialpartnerschaft eigentlich ist - aber unabhängig davon sagen 60 Prozent, dass sie dagegen sind, dass die Sozialpartner an Einfluss verlieren. Das ist eines der wesentlichen Ergebnisse einer market -Umfrage, die der S TANDARD in der Vorwoche bei 401 Österreichern durchführen ließ.

Aus ihr geht hervor, dass vor allem ältere und höher gebildete Österreicher mit der Funktion der Sozialpartnerschaft vertraut sind - bei den unter 30-Jährigen sagt fast jeder Zweite, dass ihm die Sozialpartnerschaft "alles in allem fremd" ist.

Überhaupt hat die Sozialpartnerschaft ein gutes Image. Den Befragten wurden zwei Thesen angeboten:

[] "Die einen sagen, dass die Sozialpartner für einen Interessenausgleich sorgen und damit den sozialen Frieden sichern." Dieser Meinung schlossen sich 46 Prozent an.

[] Als Gegenthese wurde abgefragt: "Die anderen sagen, dass die Sozialpartner hinter geschlossenen Türen paktieren und den sozialen Fortschritt behindern." Dem wollten sich nur 24 Prozent (übrigens gleichmäßig aus allen Parteien) anschließen.

Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um den Hauptverband der Sozialversicherungsträger war auch immer wieder ein politischer Streik gegen die Regierung diskutiert worden. 30 Prozent der Österreicher würden einen solchen Streik mehr (14 Prozent) oder weniger (16 Prozent) begrüßen. Zustimmung und Ablehnung (29 Prozent lehnen einen Streik klar, weitere 37 Prozent eher ab) sind in allen Bevölkerungsschichten ähnlich verteilt - nur die politische Haltung schafft eine gewisse Differenzierung: In der ÖVP ist die Ablehnung eines politischen Streiks am stärksten, bei den Grünen ist die Neigung zum Streik am höchsten.

market-Studienleiter David Pfarrhofer verweist darauf, dass auch in der allerdings kleinen Gruppe der deklarierten Freiheitlichen eine beachtliche politische Streiklust herrscht - ob dies echte Unzufriedenheit mit der Regierung oder reflexartige Auflehnung gegen "die da oben" ist, sei aufgrund der Erhebung aber nicht herauszufinden, sagt Pfarrhofer.

Jedenfalls herrscht weitgehend der Eindruck vor, dass sich die Regierung auch durch einen Streik nicht von ihrem Kurs abbringen lassen würde: Nur 19 Prozent meinen, dass ein Streik die Regierungspolitik ändern würde, 76 Prozent meinen, dass ein Streik keine Auswirkungen hätte. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 16. 7. 2001)