Wien - Der Appell des deutschen Umweltministeriums an Tschechien, das Atomkraftwerk Temelin wegen Sicherheitsbedenken stillzulegen, bedeutet nach Ansicht von Umweltminister Wilhelm Molterer (V) "Rückenwind" für Österreich. Molterer sagte am Montag in einem Telefonat, die deutsche Stellungnahme "bestätigt voll inhaltlich die österreichischen Bedenken". Deutschland unterstütze die österreichische Haltung. Die deutsche Forderung unterstreiche zudem, "wie wichtig der Melker Prozess ist", bei dem die UVP für das Kraftwerk vereinbart worden war. Es bestehe eine inhaltliche Übereinstimmung zwischen den deutschen und den österreichischen Sicherheitsbedenken bei der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), bei möglichen schweren Atomunfällen und bei der Schutzhülle des Kraftwerks (Containment), sagte der Umweltminister. Österreich habe zudem das Fehlen der so genannten "Nullvariante" - einer Nicht-Inbetriebnahme des AKW Temelin - kritisiert. Zwischen Deutschland und Österreich passe in Sachen Temelin "kein Löschblatt". Warten auf das Ende des Tages... Österreich bereite derzeit eine Antwort auf den vorläufigen UVP-Bericht Tschechiens vor, sagte Molterer zum weiteren Vorgehen. Auf die Frage, ob nun auch Österreich dezidiert eine Stilllegung des Kraftwerks fordern werde, verwies Molterer darauf, dass Tschechien selbst die Erfüllung aller Sicherheitskriterien als Voraussetzung für eine volle Inbetriebnahme genannt habe. Das weitere Prozedere sei von den Gesprächen zwischen Deutschland, Österreich, Tschechien und der EU im Rahmen des Melker Prozesses abhängig. Außerdem gebe es Gespräche im Rahmen des so genannten Sicherheitstriloges zwischen der EU, Österreich und Tschechien. Die Sicherheit des AKW Temelin werde zudem noch in der EU-Ratsarbeitsgruppe für Atomsicherheit beurteilt, sagte Molterer. Auf die Frage, ob er glaube, dass Temelin jemals die vereinbarten Sicherheitsstandards erreichen könne, sagte Molterer: "Wir werden das am Ende des Tages sehen." (APA)