Jerusalem - Im Nahen Osten herrscht weiter Hochspannung. Nach einem neuen palästinensischen Selbstmordanschlag vom Montag übte Israel Vergeltung und griff in der Nacht palästinensische Posten im Westjordanland an. Die israelischen Sicherheitskräfte wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer sagte wegen der angespannten Lage eine Reise in die USA ab. Der Selbstmordattentäter hatte im israelischen Binjamina zwei Soldaten mit in den Tod gerissen. Die Untergrundorganisation "Islamischer Jihad" kündigte unterdessen weitere Terrorakte an. "Wir haben nichts mehr zu verlieren", so ein Jihad-Sprecher. Er wies damit indirekt eine Warnung von Palästinenser-Präsident Yasser Arafat zurück. Dieser hatte zuvor Verhaftungen im Falle weiterer Kamikaze-Anschläge angedroht. "Müssen auf Angriffe reagieren "Wir haben in der Nacht auf den Anschlag geantwortet, ich kann aber nicht versprechen, dass es dabei bleibt", sagte Ben-Eliezers Stellvertreterin Dalia Rabin-Pelosof. Die Politik der Regierung sei es, auf jeden Angriff umgehend zu reagieren. Die Armee griff nach eigenen Angaben bei Jenin und Tulkarem vier Sicherheitseinrichtungen der Palästinenser an, darunter die Elitetruppe "17" von Palästinenser-Präsident Arafat. Es gab keine Angaben zu Verletzten in den Gefechten. In Tulkarem wurde ein Umspannwerk getroffen, so dass in der Stadt der Strom ausfiel. Über Nablus feuerte die Armee Leuchtmunition ab. In der Stadt waren Schüsse zu hören. Zum Attentat in Binjamina bekannte sich die radikal-islamische Untergrundgruppe Jihad. Der Attentäter hatte an einer Bushaltestelle in der Nähe des Bahnhofs darauf gewartet, dass sich mehrere Menschen sammelten, und zündete dann den Sprengstoff. Ums Leben kamen außer dem 20-jährigen Palästinenser eine 19-Jährige und ein ebenfalls 20-jähriger Israeli. Von den acht Verletzten schwebten zwei in Lebensgefahr, teilte das Krankenhaus am Dienstag mit. Jihad: "Keine Macht der Welt kann uns stoppen" "Keine Macht auf der Welt kann die Widerstandsoperationen stoppen, die eine Reaktion auf die israelische Aggression sind", sagte der Jihad-Sprecher Abdullah Shami in Gaza. Die Autonomiebehörde verstehe "die Gefühle der Wut auf den palästinensischen Straßen" sehr gut, sagte er, ohne explizit auf Arafats Warnung einzugehen. Arafat war am Montagabend unter anderem mit Vertretern der radikalen Gruppen Jihad und Hamas zusammengetroffen, wie ein Mitglied der palästinensischen Sicherheitskräfte mitteilte. Arafat habe "eine deutliche und entschlossene Warnung" ausgesprochen, dass "alle neuen Operationen in Israel" zur Verhaftung ihrer Aktivisten führen würden. Palästinenser-Behörde: "Ende der Gewalt" Die Palästinenser-Palästinenserverurteilte den Anschlag und forderte "von allen Beteiligten ein Ende aller gewaltsamer Handlungen und der Aufhetzung dazu". Formal ist seit dem 13. Juni eine Waffenruhe in Kraft. Trotzdem sind seither mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen. In den bald zehn Monaten des Palästinenser-Aufstandes gegen die israelische Besetzung des Westjordanlands und des Gaza-Streifens sind mehr als 610 Menschen getötet worden. Das US-Außenministerium rief die palästinensische Führung zu einer Verurteilung des Selbstmordanschlags von Binjamina auf. Zugleich forderten die USA Israel auf, von Gegengewalt abzusehen. Außenamts-Sprecher Richard Boucher nannte die Tat "ein schreckliches Verbrechen". Die Antwort darauf müsse eine verstärkte Sicherheitszusammenarbeit zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde sein. (APA)