Wien - Scharfe Kritik an der Kooperation zwischen der Verbundgesellschaft und dem deutschen Energieriesen E.ON kommt von SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) habe den "Ausverkauf" der österreichischen Energiewirtschaft und den Verlust der Verfügungsgewalt über die österreichische Wasserkraft an die E.ON "persönlich vorangetrieben", so Gusenbauer in einer Parteiaussendung. Mittelfristig rechnet Gusenbauer auch mit steigenden Strompreisen. Die künftige Ehe Verbund/E.ON beschränke sich nicht nur auf die Kraftwerke, sondern umfasse den Vertrieb und sei damit "massiv gegen die österreichischen Landesenergieversorger und damit die Bundesländer gerichtet". Dabei würde zuerst durch Dumpingangebote und steigende Marktmacht ein wirtschaftliches "Ausbluten" der Landesenergieversorger eingeleitet, um sie schließlich zu übernehmen. Spätestens dann würden - wie in Großbritannien - die Strompreise zu Lasten der Konsumenten deutlich angehoben, glaubt Gusenbauer. Er forderte in der heutigen Aussendung die Landeshauptleute auf, alle rechtlichen und politischen Maßnahmen zu ergreifen, um den E.ON/Verbund-Deal zu verhindern. Vermehrt Atomstrom Weiters wird nach Ansicht Gusenbauers in Hinkunft vermehrt Atomstrom nach Österreich kommen. E.ON bringe nur 25 Prozent an Wasserkraftwerken ein, erhalte aber mindestens 37 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen European Hydro Power (EHP) und damit Stromlieferungen. Rund 40 Prozent der Produktion der österreichischen Verbund-Wasserkraftwerke stünden in Zukunft E.ON zu und seien nicht mehr für Österreich verfügbar. Die heimischen Energieversorger würden damit international Strom zukaufen und die österreichischen Konsumenten mit einem wesentlich höheren Atomstromanteil beliefert werden. Volkswirtschaftlich völlig nachteilig werde dieser "umweltpolitisch ohnehin unverantwortliche Tausch Wasserkraft gegen Atomstrom" mittelfristig dann werden, wenn die EU die bereits mehrfach angedachte CO2-Steuer einführt, was zu einer massiven Verschlechterung der Wirtschaftsstandortqualität durch höhere Strompreise führen werde. "Außerdem reden die Deutschen in Zukunft bei allen Investitionsentscheidungen mit", so Gusenbauer. Oberhaidinger: Österreich-Lösung zunichte gemacht Mit dem Deal zwischen der Verbundgesellschaft und dem deutschen Energieriesen E.ON wurde für den SPÖ-Energiesprecher Georg Oberhaidinger eine österreichische Stromlösung durch einen "willkürlichen Kraftakt" von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) zunichte gemacht. Die SPÖ werde jedenfalls an der 51-Prozent-Mehrheit der öffentlichen Hand an den Energieversorgern, die in dem in Verfassungsrang stehenden zweiten Verstaatlichtengesetz festgeschrieben ist, festhalten. Die SPÖ sei stets für eine Österreich-Lösung eingetreten, die mit der im Rahmen des Einstiegs der Oberösterreichischen Energie AG bei der EnergieAllianz ausverhandelten Einstiegsmöglichkeit des Verbund in die EnergieAllianz bereits in greifbare Nähe gerückt sei, so Oberhaidinger am Dienstag in einer Aussendung. (APA)