Kultur
Wer will kann noch kaufen
Neue Aufregung um geplanten Verkauf des österreichischen Kulturinstitutes in Paris
Wien - Erneut Aufregung um den geplanten Verkauf des österreichischen
Kulturinstitutes in Paris. Nachdem die von Österreich mit der Einholung von Offerten
beauftragte Pariser Notariatskanzlei eine Abgabe-Frist bis zum 15. Juli festgesetzt
hatte, hat der PR-Berater Paul Jenewein, der seit Monaten sein Kaufinteresse und die
beabsichtigte Erhaltung des Gebäudes als Offenes Kulturhaus bekundete, mit
gleichem Datum an die Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige wegen "Veruntreuung
von Staatsvermögen" eingebracht. Jenewein sieht sich bewusst zu spät über die
Fristsetzung informiert. "Rein interne Frist"
Der im Außenministerium zuständige Sachbearbeiter Kurt Hengl betonte Dienstag
sowohl die rechtzeitige Verständigung Jeneweins über den mit der Angelegenheit
betrauten Notar als auch den informellen Charakter der "rein internen Frist": "Man kann
noch immer einreichen!" Jenewein wurde nun "auf Ersuchen der Botschaft", wie es in
einem Schreiben des Notars heißt, eine Nachfrist bis Ende dieser Woche eingeräumt.
Ob Jenewein diese Frist zur Legung eines Kaufangebotes nutzt, ist noch unklar. Denn
in den Ausschreibungsunterlagen - in denen u.a. von einem Mindestpreis von
21.000.000 Francs (3,20 Mill. Euro/44,1 Mill. S) die Rede ist - will er Formulierungen
gefunden haben, die "in Frankreich unüblich sind und auf Grund derer ich gar nicht
berechtigt bin, ein Offert zu legen". Während in den Unterlagen von einem Verbot der
grundbücherlichen Eintragung Dritter die Rede sei, wäre es "das legitime Interesse"
seiner Finanzierungspartner, "dass sie im Grundbuch stehen." - "Der Botschafter
kennt unsere Finanzierungpläne", so Jenewein, der brieflich um Korrektur der
Einschränkungen ersucht hat. "Ich erwarte in den nächsten 24 Stunden eine Antwort."
Kaufinteresse der IG Autoren ignoriert?
Unterdessen argwöhnt die IG Autorinnen Autoren, die - gemeinsam mit weiteren
Personen - ebenfalls ihr Kaufinteresse bekundete, aber nach eigenen Angaben nie
eine Reaktion darauf erhalten hat, in einer Aussendung: "Es bestand nicht die
geringste Absicht des Außenministeriums andere Anbieter als die offenbar schon fix
vorgesehenen zuzulassen."
Im Außenministerium rechnet man mit dem Abschluss des Verkaufs des Pariser
Kulturinstitutes im Lauf des Herbstes. (APA)