Wien - Als unabänderlich stellte der St. Pöltner Diözesanbischof Kurt Krenn Dienstag im ORF-"Report" die ablehnende Haltung der Kirche zur Homosexualität und damit zur Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften dar. "Gott hat die Homosexualität verboten" und die Kirche könne nicht etwas segnen, was Gott verboten habe. Krenn stellte die Frage nach der "Existenzberechtigung" der Katholischen Männerbewegung, die für eine Segnung plädiert hatte - "aber ich beantworte sie noch nicht", das müssten alle Bischöfe gemeinsam tun. Eine "katholische Aktion" habe "kein Recht, die Gläubigen zu stören oder in Irrtum zu treiben". Homosexuelle Lebensgemeinschaften zu segnen wäre "so ähnlich, wie wenn wir Waffen segnen würden", meinte Krenn. Die Haltung der Kirche könne sich hier nicht ändern, "wir berufen uns auf die Schöpfung". Gott habe die Menschen als Mann und Frau geschaffen und gewollt, dass diese beiden miteinander eine Familie bilden, "und nicht, dass Mann und Mann und Frau und Frau zusammenfinden". Im Römerbrief stehe, "dass das Unzucht-Treiben von Männern mit Männern eigentlich ein tiefes Zeichen von Sünde, Verwerfung und Unglauben ist". Für Homosexuelle sei, so Krenn, die Kirche "manchmal der fehlende Teil ihres schlechten Gewissens". Betrügt Rom die Menschen? Angesprochen auf die Aussage des Moraltheologe Augustin M. Pötscher OSM von der Päpstlichen Fakultät Marianum in Rom, dass "die Zeit für unsere Kirche noch nicht reif ist", sagte Krenn: "Man betrügt die Menschen", wenn man sage, irgendwann werde die Kirche nichts mehr gegen homosexuelle Lebensgemeinschaften haben - "deshalb ist diese Wortmeldung aus Rom gar nichts wert". Angesprochen darauf, dass die Kirche auch ihre Haltung zur Todesstrafe geändert habe und jetzt dagegen sei, meinte Krenn: Die Todesstrafe werde von der Kirche immer noch als "ultima ratio" der Selbstverteidigung oder Notwehr eines Menschen oder einer Gesellschaft akzeptiert - wobei er persönlich ein Gegner der Todesstrafe sei. Hubert Andiel, der Vorsitzende der Katholischen Männerbewegung Österreichs (KMBÖ), meinte unter Hinweis auf kritischen Aussagen mehrerer Bischöfe zum KMBÖ-Positionspapier: "Ein Segen der Kirche wäre sicherlich ein Zeichen, das von vielen missverstanden würde." Feuerwehren, Autos, Schwule... Für einen kirchlichen Segen plädierte der wegen seines Engagements für Homosexuelle als Pfarrer abgesetzte Johannes Wahala, schließlich segne die Kirche auch "Feuerwehren, Autos, Häuser oder Brunnen". "Positiv" wäre ein kirchlicher Segen als Zeichen der Annahme auch aus Sicht des Rektors der Ruprechtskirche, Joop Roeland. Auch er meinte: Die Kirche segne Autos und Pferde, "warum nicht auch Menschen". Der Pastoraltheologe Paul Zulehner sagte, es sollte überlegt werden, ob die Kirche bei "ethisch astreinen" homosexuellen Beziehungen langfristig nicht "ein gutes Wort sagt". Wenn man das sage, sollte man überlegen, ob nicht "eine Art ritueller Gutheißung, das wäre die Segnung" möglich wäre. Im Zusammenhang mit der Bioethik-Diskussion äußerte sich Krenn kritisch zur Haltung des evangelischen Bischof Herwig Sturm. "Die Evangelischen tun sich mit Ethik immer etwas schwerer", meinte Krenn - weil Sturm sich Forschung an sogenannten überzähligen Embryonen (die durch künstliche Befruchtung entstanden sind, aber keiner Frau mehr eingepflanzt werden) vorstellen kann. Für die katholische Kirche komme es nicht in Frage, "irgend einen Menschen zu Gunsten eines anderen zu opfern". (APA)