Welt
"Globalisierung darf nicht zum Kosenamen für Weltherrschaft werden"
Alternativer Nobelpreis- Träger Hans-Peter Dürr hielt in Salzburg ein Plädoyer für die Vielfalt
Salzburg - Globalisierung dürfe nicht zu einem "Kosenamen" für Weltherrschaft werden. Dass alles mit allem zusammen hänge, sei eine
Grunderkenntnis. Das erklärte der Physiker und Träger des alternativen Nobelpreises, Hans-Peter Dürr, am Montagabend bei der Eröffnung
der 50. Internationalen Pädagogischen Werktagung in Salzburg.
Die Veranstaltung, die bis einschließlich Freitag dauert, steht unter dem Motto "Heimat in einer globalisierten Welt". Dürr sprach sich dafür
aus, die Unterschiede zu zelebrieren.
So wie die Artenvielfalt die dynamische Stabilität des Biosystems gewährleiste, so sorge die kulturelle Vielfalt für die Robustheit der globalen
Gesellschaft. "Je verschiedener die Menschen sind, desto besser funktioniert das Zusammenleben. Bei aller Verschiedenheit sind alle noch
immer Teil des Ganzen." Dürr warnte davor, allzu schnell vom globalen Dorf zu reden. Kommunikation dürfe nicht an der Oberfläche bleiben.
Es gelte, innere Zusammenhänge wahrzunehmen.
Die Bürgerinnen und Bürger des zusammenwachsenden Europa machten immer häufiger die erschreckende Erfahrung, dass der zunächst
begrüßte Wegfall der Sperrwirkung der politischen Grenzen auch negative Wirkungen habe: Entscheidungen wanderten aus dem
Zugriffsbereich der Bürger nach oben ab, erklärte Landtagspräsident Helmut Schreiner (V) bei der Eröffnung. Es gebe eine Gegenbewegung
hin zu kleineren Einheiten, die Übersichtlichkeit und Mitbestimmung garantierten. Heimat sei für immer mehr Menschen nicht mehr
vorgegeben, sondern immer mehr ein Produkt einer mehr oder minder bewussten auch freien Entscheidung, sagte Schreiner.
An der Werktagung nehmen über 1.000 Pädagogen aus dem deutschen Sprachraum teil. (APA)