Hamburg - Internationale Wirtschafts- und Währungskonferenzen haben in den vergangenen Jahren wiederholt Globalisierungsgegner auf den Plan gerufen. Betroffen von massiven Protesten waren vor allem die Gipfeltreffen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF), der Welthandelsorganisation WTO, des in der Schweiz ansässigen Weltwirtschaftsforums (WEF) und der G-7-/G-8-Staaten. Die Proteste richten sich gegen die negativen Folgen eines ungehemmten Welthandels vor allem für die ärmsten Staaten der Erde. Gefordert wird auch eine demokratische Kontrolle und Regulierung der internationalen Finanzmärkte. Diese werden für eine weltweit wachsende soziale Ungleichheit mit verantwortlich gemacht werden. Als Initiatoren der inzwischen weltweit vernetzten Gegenbewegung gelten nordamerikanische Studenten, die sich Anfang der 90er Jahre gegen den Einfluss großer Unternehmen auf Universitäten durch Spenden gewandt hatten. Nach ersten Boykott-Aufrufen gegen global operierende Firmen gab es erste größere Zusammenkünfte der Freihandelsgegner 1996 beim Internationalen Kongress der Zapatisten im mexikanischen Bundesstaat Chiapas und Anfang 2001 beim World Social Forum in Porto Alegre (Brasilien). Ein breites Spektrum unterschiedlicher Gruppen Die wachsende globale Bewegung wird getragen von einem breiten Spektrum unterschiedlicher Gruppen mit keineswegs einheitlichen politischen Ansätzen und Grundüberzeugungen. Zu den Unterstützern der Bewegung gehören lokale und regionale Basisgruppen ebenso wie linke Intellektuelle aus aller Welt und Protestgruppen wie die "Anti- Konzern-Bewegung" ("Anti-Corporate-Movement") und die 1998 auf Initative der französischen Zeitung "Le Monde Diplomatique" gegründete ATTAC-Bewegung (Association for the Taxation of Financial Transactions for the Aid of Citizens). Zu den Sympathiesanten des seit dem vergangenen Jahr aktiven deutschen ATTAC-Zweiges gehören unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Gewerkschaften ÖTV und HBV sowie diverse kirchliche und entwicklungspolitische Initiativen. Unter den bis zu 50.000 WTO-Gegnern, die im Dezember 1999 beim Welthandelstreffen in Seattle auftraten, waren unter anderem Umweltschützer, Gewerkschafter und Menschenrechtler. Zum Protest gegen den Weltwirtschaftsgipfel von Köln im Juni 1999 hatten zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGO), kirchliche Initiativen und Umweltaktivisten ebenso aufgerufen wie linksradikale und autonome Gruppen. Kein einheitliches Konzept Die bunte Vielfalt der in den 90er Jahren gewachsenen Gruppen ist jedoch auch ein Problem der an Führungsfiguren armen Bewegung. Sie hat nach Ansicht von Kritikern weder eine gemeinsame theoretische Grundlage noch ein einheitliches Konzept. "Sie ist eine Bewegung im Werden und Hoffnungsträgerin für viele", heißt es in einem aktuellen Diskussionspapier der deutschen ATTAC-Gruppe. Seit Seattle und Göteborg prägen jedoch radikale Minderheiten das öffentliche Erscheinungsbild. (APA/dpa)