Linz - "Die Bauern sind erbost, dass ihnen genverseuchtes Saatgut angedreht wurde", schildert Oliver Rendel vom Büro der Gesundheits-Landesrätin Silvia Stöger (SP) die Reaktionen der Anrufer. "Sie sind aber durchwegs sofort bereit, den Mais einzuackern." Betreiber naturnaher Landwirtschaft äußerten zudem Bedenken, dass ihnen die Affäre "auf den Kopf fallen könnte", erzählt Rendel. Biobauern fürchten um ihre Absatzmärkte, wenn Österreich nicht länger als "genfrei" gilt. Rendel geht davon aus, dass die vom Bund festgesetzten 23.000 Schilling Entschädigung pro Hektar auch für Maisflächen bezahlt werden, die erst nach Beginn der Blüte eingeackert werden. "Das Problem dabei ist, festzustellen, ob der Pollenflug schon stattgefunden hat oder nicht, da die Maisblüte einen gewissen Reifegrad erreichen muss", erläutert Rendel. Landesrätin Stöger tritt dafür ein, dass auch Felder auf denen, mit "BT176" und "MON810" kontaminiertes Saatgut ausgebracht wurde, vernichtet werden. "Dies ist in dem Amtshilfeersuchen des Bundesministeriums an die Länder nicht inbegriffen", kritisiert Rendel. Allein in Oberösterreich wären davon 1900 Hektar Maisfläche betroffen. "Hier ist allerdings die Frage der Entschädigung noch nicht geklärt", so Rendel und fügt hinzu: "Entweder wir haben zu Gentechnik nein gesagt, ein ,oder' gibt es in diesem Fall nicht." Zur besseren Information von Bauern und Konsumenten plant Umwelt-Landesrätin Ursula Haubner (FP) im September eine Enquete zum Thema "Gentechnik in Landwirtschaft und Ernährung", wobei auch die gesundheitlichen Aspekte genauer erörtert werden sollen. Die Genmais-Hotline läuft weiter heiß, ein Ende ist nicht in Sicht. (etz, DER STANDARD Print-Ausgabe 18.Juli 2001)