Graz - Ausländer dürfen in Graz gratis Tram fahren. Das verbreitet und behauptet zumindest die Freiheitliche Stadtpartei. "Eine Augenzeugin" habe Entsprechendes beobachtet. Für FP-Gemeinderat Alexander Lozinsek Grund genug, die angeblichen Erlebnisse der "Augenzeugin" via Presseausendung in der ganzen Stadt zu verbreiten: "Skandal: Keine Fahrscheinkontrolle bei Ausländern".

Die FP-"Augenzeugin" will nach den Worten Lozinseks beobachtet haben, wie Fahrscheinkontrollore zwei "aufgrund der Hautfarbe augenscheinliche Ausländer" (Lozinsek) nicht kontrolliert hätten, während "zwei Inländer sehr wohl kontrolliert wurden".

Die Grazer Verkehrsbetriebe (GVB) überlegen nun eine Klage gegen die FPÖ. Man will das Ganze nicht auf sich sitzen lassen. GVB-Chef Antony Scholz: "Das ist doch immer dieselbe Masche. Ist ja interessant, wie die FPÖ Aus- und Inländer sofort erkennt. Die Behauptungen sind natürlich absoluter Unsinn, aber geeignet, wieder Vorurteile zu schüren." Fast wortgleich das Dementi der von den GVB für die Fahrscheinkontrolle beauftragten Privatfirma Securitas. "Schwachsinn, würden wir das machen, würde uns die GVB sofort den Auftrag entziehen. Außerdem, was soll das für einen Sinn machen?"

FPÖ-Mann Lozinsek reimt sich was zusammen: Womöglich habe sogar Bürgermeister Alfred Stingl den Auftrag gegeben, "bei Ausländern ein Auge zuzudrücken". Lozinsek: " Oder Kontrollore trauen sich einfach nicht, bei Schwarzafrikanern zu kontrollieren, da soll's ja schon Übergriffe gegeben haben."

Mit ähnlichen Vorurteile fördernden Beiträgen sorgt die Grazer FP ja auch mit ihren Bekleidungstipps für Frauen derzeit für Debatten. Frauen sollten sich demnach an lauen Abenden "nicht allzu freizügig" kleiden. Darauf antwortet jetzt das Wiener Frauenbüro. Tipps, die sich auf Kleidung beziehen, seien zur Vermeidung von Gewalt an Frauen "völlig kontraproduktiv". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. Juli 2001)