Das Grazer Verlagshaus Styria, das stets als Favorit für eine Übernahme der insolventen Libro AG galt, hat große Probleme mit der Vorgangsweise der Sanierer rund um Werner Steinbauer. Styria-Chef Horst Pirker sagte: "Unser Zugang war immer der einer Gesamtlösung für Libro. Wenn aber schon vorher eine Filetierung betrieben wird, dann schwindet unsere Lust einzusteigen massiv. Manche kranken Arme muss man wahrscheinlich abschneiden, aber nicht das Internet." Die laufenden Verkaufsbemühungen für die Libro-Internettochter Lion.cc werden damit deutlich erschwert. Da ein Konkurs um jeden Preis verhindert werden soll, ist die wahrscheinlichste Lösung ein zeitgewinnender Ausgleich mit Unterstützung der Banken. Ein Styria-Kauf von Libro samt Lion, nach einer Annahme des Ausgleichs im September, wäre weiter möglich. Es wird Ernst Unterdessen machen die Libro-Aktionäre ernst: Wirtschaftsanwalt und Anlegervertreter Wolfgang Leitner brachte zwei brisante Forderungen auf die Tagesordnung der außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August. Einen Bericht des Vorstandes über das verlorene Vermögen sowie einen Antrag über eine Sonderprüfung nach § 118 Aktienrecht. Hinter letzterem Antrag steht der Schutzverband der Wertpapierbesitzer und der Interessenverband der Anleger. Ein solches Vorgehen wurde auch bei der Lauda Air gewählt und führte zum Rücktritt des Vorstandes. Die Untersuchung soll die Verantwortung für das Libro-Desaster klären und ist Basis für kommende Schadenersatzklagen gegen Exchef André Rettberg und Exaufsichtsrat, UIAG-Chef Kurt Stiassny. Als Favorit für den künftigen Aufsichtsratsvorsitz wird Wlaschek-Intimus Christian Kuhn genannt, der dem Billa-Reich zuzuordnen ist. (Michael Bachner & Leo Szemeliker - Der Standard Printausgabe)