Straßburg - Das Antifolter-Komitee des Europarates hat der Polizei in Frankreich erneut Brutalität vorgeworfen. Festgenommene hätten über Faustschläge, Fußtritte und zu enge Handschellen geklagt, hieß es in einem am Donnerstag in Straßburg veröffentlichten Bericht des Komitees. Bei der Festnahme seien Personen auch brutal zu Boden geworfen worden. Vereinzelt hätten auch Ausländer über brutale Behandlung bei ihrer Ausweisung geklagt. Im Vergleich zu früheren Kontrollbesuchen - insgesamt fünf seit 1991 - seien jedoch weniger Beschwerden registriert worden, sagten die Menschenrechtsexperten, Juristen und Mediziner des Komitees. Als "völlig inakzeptabel" bezeichnete das Komitee "tagelange Verhöre ohne ausreichende Schlafpausen für die verdächtigen Personen", wobei sich diese Vorwürfe auf Anti-Terroreinheiten der französischen Polizei bezogen. Es sei außerdem unzulässig, dass Ausländer, die ausgewiesen werden sollen, mit physischer Gewalt in ein Flugzeug oder einen Zug gebracht würden. Schulung im Menschenrecht Polizeibeamte sollten im Rahmen ihrer Berufsausbildung verstärkt über den Schutz der Menschenrechte unterrichtet werden, hieß es in den Empfehlungen des Komitees, das im Mai des vergangenen Jahres Gefängnisse und Polizeistationen in Paris, Marseille, Lyon und anderen Städten auf menschenwürdige Haftbedingungen kontrolliert hatte. Verbessert werden sollte auch die Schulung hochgefährlicher Situationen wie die Festnahme und Verhöre von Verdächtigen. Veröffentlicht wurde dieser Bericht erst jetzt, weil die Genehmigung der betroffenen Regierung abgewartet werden muss. Das Anti-Folter-Komitee des Europarates ist dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorgeschaltet. Seine präventiven Untersuchungen in den Europaratsländern sind dazu gedacht, Beschwerden vor dem Gerichtshof zu vermeiden. (APA/dpa)