Wien - Ein paar der etwas älteren Hundsfische in der Lobau hatten noch eine massive politische Begegnung - wurden sie doch im vergangenen Dezember von einem ausgesprochen stattlichen Mann in ihr neues Zuhause geschüttet. Die kleineren Hundsfische hingegen, die seit dieser Woche in einem anderen Tümpel des Nationalparks Donauauen tümpeln, könnten nun genau wissen, dass sie in einer der Urbanität abgetrotzten Natur daheim sind: Wurden sie doch von einer großstädtisch gewandeten Dame in die Wildnis der Donauauen ausgesetzt. Umweltstadträtin Isabella Kossina (SP) leitete damit den zweiten Abschnitt der von Fritz Svihalek begonnenen Wiener Hundsfisch-Rettung ein. Denn lange Zeit galt diese Fischart in Österreich als ausgestorben, bis sie vor wenigen Jahren im Fadenbach wiederentdeckt wurde. Jetzt wird sie vom Institut für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien nachgezüchtet: "Um die genetische Vielfalt zu wahren, haben wir mehrere Zuchtgruppen", erläutert Walter Reckendorfer von der Uni Wien. "Obwohl bei Hundsfischen kaum Inzuchtprobleme auftreten." Überlebenskünstler Denn diese Kleinfische (Umbra krameri) sind wahre Überlebenskünstler - sofern sie nicht aussterben: Die besiedeln bei Überschwemmungen auch in kleinsten Gruppen neue Gewässer und vermehren sich dort. Die tummeln sich noch in alten Au-gewässern, wo allen anderen Fischen längst die Luft wegbleibt, da sie neben der Kiemenatmung auch über die Schwimmblase Sauerstoff aufnehmen können. "Wirklich unter Druck kommen die Hundsfische nur durch Verlandung - wenn gleichzeitig keine neuen Gewässer entstehen", erläutert Christian Baumgartner, wissenschaftlicher Leiter der Nationalpark Donauauen GmbH. "Und in Österreich gibt es nur noch zwei isolierte Systeme, von denen aus sich die Hundsfische nicht mehr in die Landschaft ausbreiten können." Eines dieser Systeme sind nun die Donauauen, wo die Hundsfischretter noch "ein paar Gewässer zum Besiedeln in petto" haben. In die sollen so lange Hundsfische ausgesetzt werden, "bis wir ein aus sich heraus stabiles System geschaffen haben", plant Baumgartner. "Das erfreuliche ist, dass es hier im Gegensatz zu anderen Naturschutzprojekten gelingt, über die Grenzen zweier Bundesländer hinweg zu kooperieren." Wer die geretteten Hundsfische sehen will, sollte allerdings nicht in Nationalpark-Tümpel hupfen - sondern sollte besser ins Lobaumuseum gehen. Oder man bestellt sie als Aquarienfisch. Wobei für die Haltung eine anspruchsvolle technische Ausstattung und unbedingt Lebendfutter erforderlich sind. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22. 7. 2001)