Jakarta - Der indonesische Präsident Abdurrahman Wahid hat Sonntag Abend den Ausnahmezustand über das Land verhängt, das Parlament für aufgelöst erklärt und Wahlen binnen einem Jahr angeordnet. Er rief Armee und Polizei auf, den Ausnahmezustand durchzusetzen. Wahid will mit dem Schritt seiner drohenden Amtsenthebung durch das höchste Gesetzgebungsorgan am Montag zuvorkommen. Wahid sprach von Verschwörung Wahid wandte sich in einer nach Mitternacht (Ortszeit) live übertragenen Fernsehansprache an die Bevölkerung und rief sie zur Ruhe auf. Er begründete den erwarteten Schritt mit einer Verschwörung gegen ihn und einem drohenden Zerfall der Republik. Mit dem Dekret über die Parlamentsauflösung blockierte der Präsident das am Samstag vom Parlament eingeleitete Amtsenthebungsverfahren. Die Beratende Volksversammlung hatte für Montag eine Sondersitzung einberufen, auf der Wahid Rechenschaft über seine 21-monatige Amtszeit ablegen sollte. Im Falle der Zurückweisung seines Rechenschaftsberichts oder seines Nichterscheinens drohte Wahid die Amtsenthebung. Der 60-jährige, fast blinde Staatschef wird für seine Amtsführung kritisiert. Er soll zudem in zwei Finanzskandale verwickelt sein. Dabei geht es um die Veruntreuung von umgerechnet 85 Millionen Schilling (6,14 Millionen Euro). Die meisten Parteien hatten sich am Sonntag demonstrativ hinter Wahids Rivalin, Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri, gestellt. Wahid hatte jedoch bekräftigt, er werde nicht zurücktreten. Die Lage in Indonesien hatte sich bereits am Sonntag Nachmittag zugespitzt. Mehr als 2.000 Soldaten marschierten in die Hauptstadt Jakarta ein, mehrere Dutzend Panzer und gepanzerte Fahrzeuge fuhren auf. General Ryamizard Ryacudu erklärte jedoch, die Demonstration militärischer Stärke, eine der mächtigsten seit Jahren, sei kein Versuch zur Einschüchterung Wahids. Es handle sich lediglich um eine Routineübung. Militär gegen Ausnahmezustand und Parlamentsauflösung Die indonesischen Streitkräfte lehnen den von Präsident Abdurrahman Wahid verhängten Ausnahmezustand, sowie die Auflösung des Parlaments ab, erklärte Montag früh (Ortszeit) einer der Generäle der Streitkräfte, der namentlich nicht genannt werden wollte. Er kündigte für Montag, 08.00 Uhr Ortszeit (02.00 Uhr MESZ) eine Pressekonferenz an. (APA/AP) (APA/dpa)