Dass der österreichische Film seit einigen Jahren wieder einen inhaltlichen und stilistischen Aufschwung erfährt, dafür sind vor allem die Drehbücher und Regiearbeiten junger Frauen verantwortlich: Barbara Albert, Jessica Hausner, Ruth Mader, Marie Kreutzer, ... Sie tragen dazu bei, dass der österreichische Film auch wieder zunehmend im Ausland wahrgenommen wird. So waren etwa beim diesjährigen Filmfestival in Cannes Jessica Hausners Langfilm "Lovely Rita", in der offiziellen Schiene "Un Certain Regard," und Ruth Maders "Null Defizit", in der Reihe "Cinefondation", nominiert. Hinter der Kamera Auch für die Bildsprache sorgen immer mehr junge Kamera-Frauen. Wie etwa die 24-jährige Wienerin und Studentin der Wiener Filmakademie, Dani Purer. "Ich hatte immer das Bedürfnis etwas zu gestalten. Nachdem es mit dem Malen nicht wirklich funktioniert hat, hab ich etwas fotografiert. Das war es aber auch nicht. Fotografie erzählt keine Geschichte. Und dann hab ich es mit der Kamera versucht.", erzählt sie im Gespräch mit dieStandard.at . Erste Versuche machte sie mit der Hi-8 Kamera ihrer Eltern. Nach der Matura (1996) versuchte sie die Aufnahmsprüfung für Kamera an der Filmakademie. Kam dabei sogar in die dritte Runde – wurde aber als "zu jung" abgelehnt. Sie solle es später noch einmal probieren, so der Rat. Nach einem Jahr hat es dann auch geklappt. "Im nachhinein war es gar nicht so schlecht, dass sie mich nicht gleich aufgenommen haben. Das eine Jahr war wichtig. Zum herum probieren." , sieht Dani das Aufschub-Jahr positiv, und studiert jetzt nicht nur Kamera, sondern auch Produktion. "Cappy leit" Das sie Talent hat, beweist auch der "Goldene Bobby", den sie im Mai beim internationalen Filmfestival ( FAK ) der StudentInnen der Wiener Filmakademie gewonnen hat. Ihre sensible Kameraführung in dem Jugendfilm "Cappy leit" sorgte für Begeisterung. Denn die Geschichte der 14-jährigen Theres (Pauline Rainer) - die, als eine Freundin beginnt sich für ihren Bruder Jakob zu schwärmen, merkt, dass sie sich selbst in ihren Gefühlen zu ihrem Bruder verstrickt hat - wird hauptsächlich über die Gesichter und Detailaufnahmen, weniger über Worte, erzählt. Kamerafrauen sind längst keine Seltenheit mehr. Sie werden nur weniger wahrgenommen, weil sie ja auch im Abspann nicht sehr präsent vorkommen. "Die Kamera-Frauen werden mehr. In unserer Klasse sind zb: 3 Frauen und ein Mann. Auch die unteren Klassen sind sehr ausgewogen. Mich stört das nicht im Hintergrund zu sein." Wichtig ist ihr ein gutes Arbeitsklima, Spaß statt Spannungen am Set. Und die Arbeit mit der Drehbuchstudentin Marie Kreutzer macht Spaß. Bereits 1998 erhielt die 24-Jährige für "Cappy leit" den Drehbuchpreis der Akademie. Viel Beachtung Aber gedreht hat es niemand. Das Drehbuch lag zwei Jahre lang herum. Dann nahm sich Dani Purer der Sache an: "Keiner dreht das – nun machen wir es selber." Auf geschnorrtem Restmaterial von Produktionsfirmen entstand in 10 Tagen Drehzeit, mit einem Budget von nur 280 000 Schilling, der Kurzfilm "Cappy leit". Eine gute Entscheidung. Denn der Film lief nicht nur bei der Diagonale, sondern heimste auch bei den Filmtagen in Oberhausen den "Jugendpreis" (3000 DM) ein. "Wir waren überrascht dass der Film bei der Jugend so gut ankam", so Dani. Aber auch das Fernsehen zeigte Interesse. Kunststücke präsentierte den Kurzfilm mit viel Lob und auch 3Sat will ihn demnächst zeigen. Und wer "Cappy leit" auf großer Leinwand sehen wollte, hatte unter anderem im Rahmen des Sommerkinos im Filmcasino die Gelegenheit dazu. "Sixpack hat den Verleih übernommen, jetzt brauchen wir uns darum nicht mehr zu kümmern. Das ist ein großer Vorteil." Realistisch bleiben Aber auch wenn das Lob für ihre Arbeit groß ist, Dani sieht die Zukunftschancen in der Filmbranche realistisch. "Ich hoffe im nächsten Jahr mein Studium zu beenden und werde dann ein Jahr ins Ausland gehen. Dann werde ich als Kamera-Assistentin oder Beleuchterin arbeiten. Das mach ich ja jetzt auch schon." So sorgte sie mit drei Männern bei Michael Hanekes Dreh zu "Die Klavierspielerin" für das richtige Licht. "Ich werde versuchen mich von einem Film zum nächsten zu hanteln. Mit Marie neue Filme drehen." Ein Problem mit der Objektivität Auch Werbefilm kann sie sich vorstellen. Nur mit Dokumentationen hat sie ihre Schwierigkeiten: "Ich hab da ein Problem mit Wahrheit, Objektivität. Ich sehe Dokumentationen zwar gerne an. Aber ich ertappe mich dann immer, das als Wahrheit anzusehen. Um Dokumentarfilme zu drehen muss man sehr auf Menschen zugehen können. Dafür bin ich nicht so geeignet. Ich hab nicht die Hartnäckigkeit nachzuhacken. Aus Leuten etwas herauszuholen, was sie vielleicht selbst nicht wollen." Aber vielleicht eröffnet sie ja auch mit Marie Kreutzer eine Produktionsfirma. "Das wär irgendwie so meine naive Vorstellung, um unsere Projekte besser realisieren zu können." Warum auch nicht?