Eine weiße Metallwand verwehrt den Zugang zur Brandstätte. "Das Gelände ist gerichtlich gesperrt. Zutritt verboten", ist auf Schildern zu lesen - Gonesse, nahe dem Pariser Flughafen Roissy Charles-de-Gaulle. Ein Jahr nach dem Concorde-Absturz. Hier zerschellte am 25. Juli 2000 ein vollbesetzter Ultraschall-Jet der Air France. 109 Menschen kamen in den Trümmern der Maschine ums Leben. Unmittelbar an der Absturzstelle, im Hotel "Hotelissimo", starben weitere vier Personen. Um 16.42 Uhr des Unglückstages erhält Kapitän Christian Marty vom Tower Starterlaubnis. 40 Sekunden später fährt der rechte Vorderreifen des Jets über ein Metallteil, das kurz davor von einer startenden Maschine verloren wurde. Der Reifen platzt, Teile werden an die Tragfläche geschleudert und reißen einen Tank auf. Der Treibstoff entzündet sich in den Triebwerken. Die Maschine gewinnt nur für wenige Sekunden an Höhe. Mit einem Feuerschweif geht Flug AFR 4590 schließlich in Gonesse nieder. Kaum ein Flugzeugunglück wurde so ausführlich untersucht wie die Katastrophe des "technischen Wunders" Concorde. Dennoch: Einige Fragen blieben offen. Warum konnte das zulässige Ladegewicht deutlich überschritten werden? Warum musste die Concorde "F-BTSC" mit Rückenwind starten? Warum hob das Flugzeug trotz seines Übergewichtes vorzeitig ab? War die Boeing 747 des französischen Staatspräsidenten im Weg? Ursachenforschung Die Antworten darauf versucht heute, Dienstag, eine ZDF-Reportage von Peter Bardehle zu finden. In "Der Concorde-Krimi" geht der Hamburger Filmemacher mit seinem Team der in "merkwürdiger Weise unvollständigen Ursachenforschung" der Behörden nach. Arte bringt beinahe gleichzeitig Bardehles Film "Crash einer Legende - Concorde". In dieser überarbeiteten Dokumentation von 1999 wird die wechselvolle Geschichte des Supersonic-Airliners bis zu der Katastrophe von Gonesse beleuchtet. Gewidmet ist der Film den Opfern des Concorde-Fluges AFR 4590. Der Großteil ihrer Hinterbliebenen (96 Passagiere waren deutsche Urlaubsreisende) ist inzwischen entschädigt worden. Die Air-France-Versicherung zahlte bis zu 6,3 Millionen Schilling pro Opfer. Die Concorde fliegt indes wieder. 630 Millionen Schilling wurden in die Umrüstung der verbliebenen zwölf Jets investiert. British Airways hat bereits zwei erfolgreiche Testflüge mit der umgebauten "Alpha Foxtrot" durchgeführt. Noch im September dieses Jahres sollen die umgerechnet 100.000 Schilling teuren Transatlantikflüge wieder aufgenommen werden. Tausende von Ex-Concorde-Passagieren erhielten bereits Briefe, durch die sie wieder für die Überschallpassagen gewonnen werden sollen. (Christoph Prantner - DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. Juli 2001)