Dass im E-Commerce viel Geld vernichtet werden kann, ist nicht erst seit dem Aufstieg und Fall des Libro-Konzerns bekannt. Webvan, ehemals gefeiertes Geschäftsmodell im Internet, häufte trotz Rekordumsätzen 1,2 Milliarden Dollar Verluste an. Experten zufolge gibt es weltweit kaum einen Internetlebensmittelhändler, der Gewinne schreibt. Lediglich die englische Supermarktkette Tesco behauptet von sich, im Onlinegeschäft ein Plus zu erwirtschaften. Wie hoch dieses ist, wird nicht veröffentlicht, das Wall Street Journal schätzt, es sind sieben Mio. Dollar bei einem E-Commerce-Umsatz von 422 Mio.Gespalten Der heimische Lebensmittel ist dabei gespalten. Die Nummer zwei des Marktes, der Spar-Konzern, macht derzeit nur begrenzt mit: "Aus heutiger Sicht gibt es kein Beispiel, über das gesamte Sortiment kostendeckend zu arbeiten", so Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Spar verkauft lediglich Wein über weinwelt.at , wobei der riesige Markt in der Shopping City Süd als Zentrale fungiert. Beim größten österreichischen Retailer, der Rewe-Tochter BML, ist die Situation insofern interessant, als dass man sich mit www.billa.at und www.merkurdirekt.at gleich zwei Hauszusteller leistet. Fortschrittlich Merkur-Direkt ist dabei sicher das am meisten fortgeschrittene Projekt im heimischen Lebensmittelhandel, da am Wiener Handelskai ein eigenes Kommissionierungszentrum hingestellt wurde, von dem aus Wien sowie angrenzende niederösterreichische Bezirke beliefert werden. Aber wo etwa auch Brot- und Semmelteiglinge fertig gebacken oder Fleischstücke portioniert werden. Vom Handelskai aus werden täglich 300 bis 400 Bestellungen von Logistikpartner Ba-Ku, einem großen Bankenkurierdienst, ausgeliefert, berichtet Geschäftsführer Kurt Faber. Dieser Tage wurde der neue Katalog ausgeliefert, mit aktualisiertem Lebensmittelsortiment, aber auch mit neuen Angeboten wie Rechenmaschinen der Marke Sharp. Unter anderem deswegen, weil die Hälfte der Kunden Firmen sind. Nicht wie bei Libro Über Umsatz oder gar Gewinne wird - wie meistens in diesem Bereich - nichts an die Öffentlichkeit gelassen. Faber dazu: "Sie können aber davon ausgehen, dass es bei uns nicht ist wie bei Libro." Zu den angeblichen Gewinnen englischer Unternehmen sagt der Merkur-Direkt-Chef: "Das hängt auch mit der Zusammensetzung des Sortiments zusammen. In England ist beispielsweise Pfandgeschirr so gut wie unbekannt." In Österreich seien die Manipulationskosten ungleich höher. "Außerdem hat in Großbritannien und in den USA der Bereich Convenience einen anderen Wert." Es würden auf der Insel und jenseits des Teichs viel mehr Selbstbedienungsartikel verkauft. "Bei uns geht alles wieder mehr in Richtung Bedienung." "Marketingwert" Die große Merkur-Schwester Billa verfolgt insgesamt ein weniger aufwendiges Modell. Die Nobelfiliale Billa-Corso ist dabei Kommissionierungszentrale, beliefert wird nur Wien 1 bis 23, anders als bei Merkur-Direkt gibt es keine eigene Preisliste für das Internet, sondern es gelten die gleichen Preise wie in den Märkten. Über den Geschäftserfolg darf E-Commerce-Managerin Stephanie Schubert auch nichts sagen außer: "Der Bereich wächst konstant." Außerdem dürfe auch der "Marketing- und Imagewert" nicht außer Acht gelassen werden. (Leo Szemeliker - Der Standard Printausgabe)