Potsdam - Der Kompromiss auf dem Bonner Weltklimagipfel wird die Erderwärmung nach den Worten des Potsdamer Klimaforschers Prof. Stefan Rahmstorf nicht mehr abwenden können. "Eine Begrenzung auf zwei bis drei Grad können wir erreichen, aber es geht nicht mehr darum, den Klimawandel ganz zu verhindern", sagte der Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Prognosen hatten bei ungebremster Steigerung der weltweiten Treibhausgas-Produktion einen Temperaturanstieg von bis zu sechs Grad in diesem Jahrhundert vorausgesagt. Die Bonner Einigung sei lediglich ein erster Schritt, dem in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weitere Reduktionen folgen müssten, mahnte Rahmstorf. "Wir haben den Fuß vom Gas genommen, aber die Bremsung noch nicht eingeleitet." Ohne weitergehende Maßnahmen ließen sich drastische Klimaänderungen nicht ausschließen. "Die Gefahr, dass es etwa zu Änderungen in den Meeresströmungen kommen kann, ist durchaus ernst zu nehmen", betonte der Klimaexperte. Einen Bericht des britischen Wissenschaftsmagazins " New Scientist " über erste Hinweise auf eine Abnahme des für Europa wichtigen Golfstroms nannte er allerdings stark übertrieben. Es gebe lediglich für etwa ein Drittel des tiefen Kaltwasser-Rückstroms der so genannten Nordatlantischen Zirkulation erste Indizien für eine Abschwächung. Verwundbarkeit verringern Dennoch würden die Auswirkungen der globalen Erwärmung spürbar werden, sagte Rahmstorf. Zwar ließen sich Stürme, Wolkenbrüche und andere drastische Wetterereignisse zurzeit noch nicht zweifelsfrei dem Klimawandel zuschreiben. "Es ist aber sehr sinnvoll, sich auf ein weniger verlässliches und schlechter vorhersagbares Wetter einzustellen." So sollten beispielsweise Land- und Energiewirtschaft ihre Verwundbarkeit verringern. "Weinbauern können etwa die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöhen, so dass er sowohl Trockenzeiten als auch Starkregen besser übersteht." Den Bonner Kompromiss bezeichnete der Klimaexperte als "verwässerte Form des Kyoto-Protokolls". Dennoch begrüßte Rahmstorf den Abschluss als ersten Einstieg in einen globalen Klimaschutz. "Ich bin nicht begeistert, aber erleichtert." (APA/dpa)