Ökologie
Lage im polnischen Überschwemmungsgebiet bleibt gespannt
Internationale Hilfslieferungen für Opfer angelaufen
Warschau/Berlin - Die Lage in den polnischen Überschwemmungsgebieten bleibt angesichts steigender Pegelstände gespannt. Aus Furcht vor einer Flutwelle auf der Weichsel wurden im Süden und Südosten des Landes weitere Dörfer evakuiert.
Nach Angaben von Rettungsdiensten war besonders die Region Mielec, rund hundert Kilometer westlich von Krakau, vom Hochwasser bedroht. Das brandenburgische Innenministerium in Potsdam gab auch für die Oder noch keine Entwarnung. An den Pegeln Eisenhüttenstadt und Frankfurt werde Anfang kommender Woche mit der Ausrufung der Alarmstufe eins gerechnet. Deutsche Hilfslieferungen für die Opfer der Überschwemmungen im Nachbarland liefen inzwischen an. Papst Johannes Paul II. spendete seinen Landsleuten umgerechnet knapp 1,5 Millionen Schilling (rund 115.000 Euro).
Sträflinge zur Hochwasserbekämpfung eingesetzt
Zunächst wurden etwa 800 ältere und kranke Menschen aus den Dörfern Gawluszowice, Ostrowek, Gliny und Surowain Sicherheit gebracht. Nach Angaben der Rettungsdienste müssten noch bis zu 12.000 Menschen in der Region evakuiert werden, sollte der Pegel weiter steigen. In der Stadt Polaniec bedrohten die Fluten ein Wasserkraftwerk. Die Polizei habe drei Einheiten abgeordnet, die dort einen anderthalb Kilometer langen Schutzwall errichten sollten. Auch Soldaten und etwa 2.000 Sträflinge wurden zur Hochwasserbekämpfung eingesetzt.
Polnischen Meteorologen zufolge überschritten insgesamt 33 Flüsse in der Region die kritische Marke. Die Weichsel stehe bei zwei Metern über der Alarmmarke. Nach Angaben des deutschen Meteorologie-Dienstes IndicaVia waren neue Regenfälle nur noch in der Nacht zum Samstag zu erwarten. Die Hochwassergefahr sei aber noch nicht gebannt, weil die Wassermassen erst abfließen müssten. In den kommenden Tagen würden die Pegel der betroffenen Gewässer dann "spürbar absinken", hieß es in einer Erklärung. Auch mit einer akuten Gefahr für den brandenburgischen Abschnitt der Oder sei derzeit nicht zu rechnen, teilte das Innenministerium in Potsdam mit.
Bisher 26 Tote
In Krakau war am Donnerstag nach tagelangen Regenfällen die Weichsel über die Ufer getreten. Insgesamt starben bei den Unwettern seit Dienstag mindestens 26 Menschen. Über die Ufer getretene Flüsse überschwemmten dutzende Dörfer und verursachten nach Regierungsangaben bislang Schäden in Höhe von 2,24 Milliarden Schilling (163 Mill. Euro). Mehr als 10.000 Menschen wurden evakuiert. (APA)