Wien - Altbundeskanzler Josef Klaus ist am Donnerstag, drei Wochen vor seinem 91. Geburtstag in Wien gestorben. Er war Bundeskanzler von 1964 bis 1970 und damit der letzte "schwarze" Regierungschef vor der 30-jährigen SPÖ-Dominanz, die bis zum Februar des vorigen Jahres dauerte. In die Zeit seiner Kanzlerschaft fiel das Auseinanderbrechen der Großen Koalition der Nachkriegszeit und die erste Alleinregierung der Zweiten Republik. Nach dem SPÖ-Sieg unter Bruno Kreisky bei den Nationalratswahlen 1970 zog sich der Politiker ins Privatleben zurück. Josef Klaus wurde am 15. August 1910 in der Kärntner Gemeinde Mauthen als Kind eines Bäckermeisters geboren. Er promovierte 1934 in Wien zum Doktor der Rechtswissenschaften. Nach kurzer Gerichtspraxis wurde er zunächst Sekretär des christlich-sozialen Gewerkschaftsführers Johann Staud. In dieser Funktion und später als Stellvertretender Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Wiener Arbeiterkammer befasste sich Klaus mit den vielschichtigen Problemen der Arbeitnehmer. 1939 wurde er zum Kriegsdienst einberufen, im November 1945 kehrte er als Leutnant der Infantrie aus amerikanischer Kriegsgefangenenschaft zurück. Landeshauptmann von Salzburg Der Altkanzler war zunächst als Rechtsanwaltsanwärter in Salzburg tätig, er etablierte sich als selbstständiger Anwalt. 1949 wurde er Vizebürgermeister in Hallein (der Heimatstadt seiner Frau Erna), im selben Jahr als 39-Jähriger Salzburger Landeshauptmann, 1952 erfolgte seine Wahl zum ÖVP-Landesparteiobmann von Salzburg. In die Bundespolitik übersiedelte Klaus im Jahr 1961, als er vom damaligen Bundeskanzler Alfons Gorbach zum Finanzminister berufen wurde. Im September 1963 wurde Klaus zum ÖVP-Bundesparteiobmann gewählt, ein knappes halbes Jahr später war er Bundeskanzler einer Koalitionsregierung. 1970 Abschied von der Politik Nach dem Wahlsieg der ÖVP vom 6. März 1966, der der Volkspartei erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik die absolute Mehrheit brachte, bildete Klaus nach dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen eine Alleinregierung. Die relative Mehrheit der SPÖ bei den nächsten Nationalratswahlen am 1. März 1970 führte zur SPÖ-Minderheitsregierung und auf Grund neuerlicher Nationalratswahlen im Jahr darauf zur sozialistischen Alleinregierung unter Bundeskanzler Bruno Kreisky. Der Verlust eines ÖVP-Mandates bei den Nachwahlen vom 4. Oktober 1970 veranlasste den früheren Bundeskanzler Klaus, sein Nationalratsmandat niederzulegen und damit aus allen öffentlichen Funktionen auszuscheiden. Klaus-Nachfolger als ÖVP-Chef wurde Hermann Withalm. Nach seinem Abschied aus der Politik gab es nur wenige öffentliche Auftritte und Wortmeldungen des Altkanzlers. Mit seiner Frau Erna unternahm er bis ins hohe Alter zahlreiche Reisen vor allem in den Mittelmeerraum. Seit 1995 lebte das Ehepaar in einem Pensionistenheim in Wien-Döbling. Der Tod seiner Frau Anfang des Jahres hatte Klaus hart getroffen. Der Verstorbene hinterlässt vier erwachsene Kinder. (APA)