Den Haag - Der pensionierte kroatische General Ante Gotovina wird vom UNO-Kriegsverbrechertribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wegen Verstößen gegen das Kriegsvölkerrecht angeklagt. Die Verbrechen sollen bei der Rückeroberung der Krajina während einer kroatischen Militäraktion unter dem Namen "Sturm" im August 1995 begangen worden sein. Der jetzt 45 Jahre alte Gotovina führte nach Darstellung der Anklage bei der Offensive das Kommando. Gotovina, der vor seiner Rückkehr nach Kroatien in der französischen Fremdenlegion diente, wird die Ermordung von 150 Serben aus der Krajina und das spurlose Verschwinden von "vielen hundert anderen" zur Last gelegt. Die Anklage umfasst weiter Vorwürfe der Misshandlung von Zivilisten, der Plünderung von Zivileigentum, Zerstörung von Häusern und der Vertreibung von 150 000 bis 200 000 Serben aus der Kraina nach Bosnien, Die Anklage ist nach Angaben des Tribunals jetzt veröffentlicht worden, da deutlich geworden sei, dass der Flüchtige die Vorwürfe kennt. "Die Anklage erwartet, dass die Regierung Kroatiens sofort aktiv wird, um den Angeklagten festzunehmen", erklärte das Büro von Chefanklägerin Carla Del Ponte. Nach Berichten aus Zagreb soll der Aufenthaltsort des Generals derzeit unbekannt sein. In Kroatien hatten Berichte über Anklagen gegen die populären Generale Gotovina und Ademi zu einer Regierungskrise geführt. Anwalt stellt Gotovina als Friedensstifter dar Der kroatische Ex-General Ante Gotovina, der vom UNO-Kriegsverbrechertribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wegen Verstößen gegen das Kriegsvölkerrecht angeklagt wurde, ist nach Darstellung seines Anwaltes Luka Misetic der wahre Friedensstifter gewesen. "Es wird sich herausstellen, dass Gotovina mit der Operation "Sturm", die mit Unterstützung der USA erfolgte, den Frieden gebracht hat, der jetzt in der Region herrscht", sagte Misetic am Donnerstag in einer telefonischen Stellungnahme dem staatlichen kroatischen Fernsehsender HTV. Der Anwalt behauptete, dass "Sturm" ein "gemeinsames militärisches Unternehmen Kroatiens und der USA" gewesen sei und dazu geführt habe, dass der Krieg in Kroatien und in Bosnien-Herzegowina zu Ende gegangen sei. Die Vereinigten Staaten hätten "diese Befreiungs-Operation völlig kontrolliert" und müssten daher gemeinsam mit Gotovina auf der Anklagebank sitzen. Ob der General, der derzeit untergetaucht ist, sich dem Tribunal oder den kroatischen Behörden stellen werde oder nicht, wollte Misetic nicht sagen. (APA/dpa)