IT-Business
Kein Libro-Beitrag zum Lion-Überleben
Telekom bei Auffanglösung mit an Bord
Der Vorstandssprecher der insolventen Buchkette Libro, Werner Steinbauer, schließt einen finanziellen Beitrag zur Rettung der schwer
angeschlagenen Internettochter Lion.cc aus. Im Gespräch mit dem STANDARD sagte Steinbauer: "Oberste Priorität hat für mich die Annahme des
Libro-Ausgleichs. Ich kann nichts mehr zum Lion-Überleben zuschießen. Auch die WAZ-Gruppe finanziert nicht weiter. Es laufen aber intensive
Verhandlungen, um einen Konkurs, den niemand will, abzuwenden."Telekom sagt ja, aber nur ...
Dreh- und Angelpunkt dieser Verhandlungen ist nach Informationen aus Bankkreisen die Telekom Austria (TA). Erklären sich die Kreditinstitute bereit, Lion
Altlasten in Höhe von angeblich 80 Mio. S abzunehmen, soll die TA-Internettochter jet2web im Gespann mit Primus Online, dem E-Commerce-Zweig des
deutschen Metro-Konzerns, bereit sein, Lion.cc zu übernehmen.
Breakeven 2003
Für die kurzfristige Weiterfinanzierung sollen wiederum 80 Mio. S nötig sein. Nach internen Konzepten soll Lion.cc aber frühestens 2003 die
Gewinnschwelle erreichen und bis dahin rund 300 Mio. S benötigen. Der bis 2003 laufende Vertrag von Lion-Chef Heinz Lederer würde um zehn Mio. S
vorzeitig aufgelöst werden.
Doch bis solche "Details" beschlossen werden, sind noch viele Hürden zu nehmen, obwohl die Zeit extrem drängt. "Niemand kann ausschließen, dass Lion
nicht vor dem Konkursrichter endet. Das ist etwas für sehr gute Nerven", sagte ein Banker.
Lions-Hauptproblem ist, dass auch die TA-Chefetage kein Geld zur Verfügung stellen will, weil schon beim Libro-Engagement 1,3 Mrd. S versenkt
wurden. Am Dienstag soll jet2web-Chef Eduard Zehetner noch einmal zu TA-Boss Heinz Sundt pilgern, um ihn zu erweichen. "Druckmittel" sind da, denn
bei einem Lion-Konkurs bekäme die TA mit dem Masseverwalter ebenso rechtliche Probleme wie Libro selbst.
Direkt zur Mutter
So sollen TA-Gelder zum Erwerb der 70.000 Lion-Kunden direkt zur Mutter Libro geflossen sein, heißt es aus Bankkreisen. Ähnliches soll mit den 233
Mio. S der WAZ-Gruppe geschehen sein, die bereits ihre Anwälte eingeschaltet hat.
Steinbauer kommentierte eine Lösung rund um die TA nicht: "Ich kann mit jedem leben, der mir das Insolvenz-Risiko abnimmt." Das Libro-Geschäft hätte
sich stabilisiert. "Vor der Konkurrenz habe ich keine Angst. Unsere Zielgruppe der Schüler und Studenten wird wieder zu Libro kommen." Welche Filialen
geschlossen werden, soll Mitte August feststehen. (Michael Bachner - Der Standard Printausgabe)