Die Art und die Kultur, wie Tiroler ÖVP-Spitzenpolitiker seit geraumer Zeit ihre Konflikte öffentlich austragen, erinnert stark an diverse, schon historische Auseinandersetzungen in der FPÖ. Auch die hatten stets diesen gewissen Kirtagscharme. Dass nun aber eine so traditionsreiche Landespartei sich so ins Chaos abgleiten lässt, ist erstaunlich.

Der Streit um die Zukunft der Hypobank, der anscheinend nie zu Ende gehende Vormachtskampf zwischen den Bünden und die tiefen persönlichen Zerwürfnisse zwischen Landeshauptmann Wendelin Weingartner und dem Noch-Parteiobmann Ferdinand Eberle haben die Partei jetzt gefährlich zerrüttet. Es ist schwer nachvollziehbar, warum die Tiroler Volkspartei nicht in der Lage ist, hier zeitgemäße Strategien zur Konfliktlösung zu finden. Aber vielleicht liegt gerade im Unzeitgemäßen das Problem, vielleicht ist die Patriarchenära des Eduard Wallnöfer in den Köpfen der heutigen Politikergeneration noch gar nicht vorüber.

Überaus bemerkenswert ist aber auch die demonstrative Zurückhaltung oder besser "Gelassenheit", mit der sich Bundesparteichef Wolfgang Schüssel heraushält. Jetzt wissen wir natürlich, dass Gelassenheit zu Schüssels Lieblingstugenden zählt, hier dürfte aber doch eher Feigheit vor den Tiroler Parteifreunden vorliegen. Denn wenn sich lange aufgestauter Tiroler Zorn gegen einen einmischenden "Außenfeind" richtet, hört man es in Wien donnern. Und so verlässt sich der Bundeskanzler, wie er jüngst verriet, auf die einfache Erkenntnis: Entweder du bist ein Teil des Problems, oder der Lösung. Schüssel wartet also, wie die Sache ausgeht, und wird sich dann auf der Seite der Gewinner wieder finden. Eine sichere Taktik, bei der man zum Schluss in jedem Falle als Sieger dasteht. (DER STANDARD, Printausgabe, 27.7.2001)