Berlin - Der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin hat die Klimaschutz-Konferenz der Vereinten Nationen in Bonn als Durchbruch zur Rettung des Kyoto-Protokolls gewürdigt. Die Konferenz endete am Freitag, nachdem die Teilnehmerländer noch Details erörtert hatten. Erstmals hätten sich Staaten zur Reduzierung ihres Ausstoßes an Treibhausgasen verpflichtet, sagte Trittin in Berlin als Bilanz der Bonner Konferenz. Der Ratifizierungsprozess für das Kyoto-Proktoll solle nun nach dem Kompromiss von Bonn noch 2002 abgeschlossen werden. Für die Gültigkeit ist die Ratifizierung durch mindestens 55 Staaten erforderlich, die wiederum für mindestens 55 Prozent der Emissionen verantwortlich sind. Trittin sah in der Klimaschutz-Vereinbarung auch eine Antwort auf die Kritik an der Globalisierung. In Bonn sei für die Globalisierung ein "ökologischer Rahmen" gesetzt worden. Den Erfolg schrieb Trittin vor allem der Beharrlichkeit der Europäischen Union zu. -Russland sperrt sich gegen Abkommen Russland hat überraschend Einwände gegen das Abkommen erhoben. Der deutsche Chefunterhändler Carsten Sach sagte am letzten Tag der Konferenz in Bonn, es gebe keine eindeutigen Signale, ob das Land das Kyoto-Protokoll ratifizieren werde oder nicht. Ohne Russlands Teilnahme ist es nach der Abkehr der USA nicht möglich, das Kyoto- Protokoll von 1997 zur Reduzierung von Treibhausgasen in Industrieländern in Kraft zu setzen. Trittin verwies darauf, dass Russland und Japan die Abschlusserklärung von Bonn mit der Zielmarke Johannesburg mitgetragen hätten. Die EU und Deutschland würden ungeachtet der russischen Position die Ratifizierung einleiten, sagte Sach. Trittin ergänzte, die Bundesregierung werde sich dafür einsetzen, dass auch die anderen Vertragsstaaten die Vereinbarung so rasch wie möglich ratifizieren. Dem Bundestag solle das Protokoll noch im Herbst zur Ratifizierung vorgelegt werden. Mit Widerstand der Opposition rechnete Trittin nicht. Sach erläuterte, Russland habe nach der Vereinbarung auf der Bonner Konferenz erklärt, es sehe seine nationalen Interessen nicht ausreichend berücksichtigt. Die Russen wollten sich ihre Waldwirtschaft in noch größerem Umfang als Klimaschutzmaßnahme anrechnen lassen. Er sei aber zuversichtlich, dass in den nächsten Monaten noch eine Lösung gefunden werde, betonte Sach. Möglicherweise könne eine Einigung mit Moskau erst auf dem nächsten Klimagipfel in Marrakesch (Marokko) im Oktober/November erreicht werden. Die russische Seite wolle die Bonner Ergebnisse zunächst auf ihre Wirtschaftlichkeit prüfen. Sach meinte, auch Russland brauche aus wirtschaftlichen Gründen das Kyoto-Protokoll. Die Russen profitieren auch vom ausdrücklich erlaubten Handel mit Emissionsrechten. Dabei können nicht selbst produzierte Mengen Kohlendioxid (CO2) verkauft werden. Durch den Zusammenbruch der alten Industrie nach dem Zerfall der Sowjetunion produziert Russland derzeit viel weniger CO2 als im Kyoto-Protokoll zugestanden. Diese Differenz kann es andere Länder verkaufen. (APA)