Wien - Dass die FPÖ auf der Suche nach einer Ausstiegsstrategie aus der Koalition und für vorverlegte Neuwahlen ist, wird immer deutlicher. Vor allem der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider neigt immer mehr zur Auffassung, dass die Rolle als Juniorpartner in der Regierung der FPÖ nicht gut tut, und tüftelt an einer Verkürzung der Legislaturperiode. Je länger die schwarz- blaue Koalition dauert, umso weniger Chancen sieht er für seine Partei, den Vorsprung gegenüber der ÖVP zu halten. Derzeit liegt die FPÖ weit unter ihrem Niveau der Nationalratswahl 1999. Haiders jüngste Vorstöße im Zusammenhang mit den EU-Zahlungen sind mit den Plänen zur Vorverlegung der Wahl zu interpretieren. Ein mögliches Szenario für den frühzeitigen Ausstieg skizzierte ein wichtiges FPÖ-Regierungsmitglied gegenüber dem STANDARD. "Dreierspitze" Haider, Riess-Passer, Grasser Demnach könnte Haider in Kärnten die 2004 fälligen Landtagswahlen auf Frühjahr 2002 vorverlegen. Haider liegt in allen Meinungsumfragen weit voran, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er die absolute Mehrheit erobert. Mit dem Schwung aus Kärnten will die FPÖ mit einer "Dreierspitze" Jörg Haider, Susanne Riess-Passer und Karl-Heinz Grasser ins Rennen gehen. ÖVP und Opposition sind alles andere als erfreut über dieses Szenario. In der ÖVP setzt man auf Zeitgewinn, der vor allem der Verfestigung des eigenen Images zugute käme. An der Spitze ist man fest gewillt durchzuhalten; in den Ländern und der mittleren Führungsebene ist das Murren über die Unprofessionalität der FPÖ aber kaum mehr zu überhören. SPÖ und Grünen wiederum wäre es mittlerweile fast lieber, wenn die schwarz-blaue Koalition nicht frühzeitig beendet wird, da mit der Dauer auch deren Schwächen stärker hervortreten. Dennoch rüsten sich auch SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer und Grünensprecher Alexander Van der Bellen bereits für den Urnengang im kommenden Jahr. Ende August ist ein intensives Meeting geplant, bei dem die beiden Parteichefs ihre Strategien aufeinander abstimmen wollen. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 28./29.7.2001)