London - Die Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) ging Freitag in London mit dem Ergebnis zu Ende, dass das Walfangverbot nicht aufgehoben wird. Und das ist gut so, denn auf der Konferenz vorgestellte neue Forschungsergebnisse zeigen am Beispiel des Buckelwals, dass künftige Fangquoten nach geänderten Gesichtspunkten berechnet werden müssen. Zwar haben sich im Nordatlantik die Bestände an Buckelwalen erholt, dennoch haben die Tiere möglicherweise Langzeitschäden in ihrem Verhalten davongetragen: Sie meiden frühere gefährliche Fortpflanzungsplätze, bleiben in Gruppen zusammen und besiedeln nicht mehr das ganze Meer - Fakten, auf die die Fangquoten Rücksicht nehmen sollten. Bevor der Walfang im 17. Jahrhundert begann, dürfte es mehr als 15.000 Buckelwale im Nordatlantik gegeben haben, heute sind es wieder an die 11.000. Gingen die Wissenschafter ursprünglich von der Annahme aus, dass sich alle Exemplare aus dem Nordatlantik so wie früher in einer bestimmten Karibikregion zur Paarung treffen, zeigen Genprofile nun, dass sie mindestens noch eine weitere Region benutzen dürften. Hoffnung ruht auf Weibchen Auch andere im 19. und 20. Jahrhundert stark befischte Brutregionen von Buckelwalen, etwa bei den Kapverden oder in der Süd-und Ostkaribik, werden nur noch selten besucht. Es scheint also so zu sein, folgert Phil Clapham vom Northeast Fisheries Science Center in Woods Hole, Massachusetts, dass bei Verlust einer Brutpopulation durch Walfang eine Wiederbevölkerung der Region durch Zuwanderung nicht garantiert ist. Einzige Hoffnung der Walforscher: Vereinzelt wurde beobachtet, dass weibliche Buckelwale männlichen Tieren in andere Brutgründe folgten. Falls sich dieses Verhalten als Möglichkeit erweist, in bestimmten Gegenden verloren gegangene Bestände zu ersetzen, würde der Prozess sehr lange dauern. Und darauf müssten die bisher zu einfach gestrickten Berechnungsmodelle für Fangquoten Rücksicht nehmen. (hk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29. 7. 2001)